Priester: Solidarisch gegen Rassismus

von Christof Beckmann

Dienstag, 06.05.2025

Bild: Dr. Égide Muziazia, Foto © Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann
Beitrag anhören

Bild: Dr. Égide Muziazia, Foto © Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann

Heute verleiht die Deutsche Bischofskonferenz in Berlin den Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Was sich sogar Priester heute anhören müssen, ist mehr als seltsam …

INFO: Zum Internationalen Tag gegen Rassismus am 21. März wandte sich der Priesterrat im Bistum Münster scharf gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus und brachte zugleich seine Solidarität mit den Priestern der Weltkirche zu Ausdruck, die aus vielen Ländern kommen und im Bistum Münster im Einsatz sind. Im vergangenen Jahr hatte es am Niederrhein mehrfach rassistische Beleidigungen und Anfeindungen gegen Dr. Égide Muziazia (42), selbst Mitglied des Priesterrates, gegeben. Der gebürtige Kongolese hatte am 17. September bei einem Pressegespräch in Elten bekannt gegeben, dass er mehrere Wochen lang mehrfach rassistisch angegriffen und beleidigt wurde. Die Anfeindungen zielten dabei insbesondere auf die Hautfarbe des ursprünglich aus dem Kongo stammenden Geistlichen ab.

Muziazia lebt seit 2006 in Deutschland, wurde 2011 zum Priester geweiht und von Bischof Dr. Felix Genn im 2023 zum Leitenden Pfarrer von St. Vitus in Emmerich ernannt, zu der auch die Kirchorte Hüthum und Hochelten gehören. Dort war er immer wieder rassistischen Anfeindungen ausgesetzt. Als das Bistum dies im September 2024 öffentlich machte, gab es zahlreiche Solidaritätsbekundungen, unter anderem vom inzwischen emeritierten Bischof Felix Genn und der Bevölkerung aus Elten und Hüthum, die zahlreich gegen die Vorfälle auf die Straße ging.

Zum Internationale Tag gegen Rassismus am 21. März wandte sich der Priesterrat im Bistum Münster scharf gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus und brachte seine Solidarität mit den Priestern der Weltkirche zum Ausdruck, die aus vielen Ländern kommen und im Bistum Münster im Einsatz sind: „Gott hat den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen – das gilt für alle Menschen, unabhängig von ihrer Hautfarbe und ihrer Herkunft. In unserem christlichen Glauben gibt es keinen Platz für Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Hass und Intoleranz. Jede Form von Rassismus ist widerwärtig, jeder rassistische Angriff ist ein Angriff auf die unantastbare Menschenwürde. Menschen, die aus anderen Kulturkreisen in unser Land kommen, sind keine Bedrohung für unsere Gesellschaft, sondern eine Bereicherung. Das erleben die Gemeinden und die Priester der Weltkirche immer wieder aufs Neue“, so das 20-köpfige Gremium: „Wir bringen gegenüber den Priestern der Weltkirche unsere uneingeschränkte Solidarität zum Ausdruck. Oft wagen sie es nicht, auch alltäglichem Rassismus, dem sie immer wieder begegnen, als solchen zu benennen: aus Scham, aber auch aus Sorge und Angst, noch stärker angegriffen zu werden. Wir möchten die Mitbrüder ermutigen, in solchen Fällen nicht zu schweigen.

Wir erklären uns nicht nur solidarisch mit den Priestern der Weltkirche, sondern auch mit all den Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, weil sie vor Krieg, Gewalt, Unterdrückung und Perspektivlosigkeit geflohen sind. Nicht die Menschen, die aus anderen Ländern kommend in Deutschland leben, sind ein Problem für unsere Gesellschaft, sondern ein Problem sind diejenigen, die diesen Menschen mit Hass, Ausgrenzung und verallgemeinernden Abqualifizierungen begegnen.

Wir warnen dringend davor, Ängste durch populistische, plakative, reißerische und undifferenzierte Aussagen oder Parolen zu schüren. Vielmehr muss unsere Gesellschaft insgesamt mehr Anstrengungen unternehmen, um die Menschen aus anderen Herkunftsländern zu integrieren. Wie das gut gelingen kann, wird am Beispiel der Priester der Weltkirche immer wieder deutlich. Dabei darf Integration nicht missverstanden werden in dem Sinne, dass die Menschen aus anderen Herkunftsländern sich einfach an unsere Kultur anpassen müssen. Vielmehr muss es um einen Austausch und ein Miteinander der Kulturen gehen: Sowohl die christliche Botschaft der Nächstenliebe als auch unser Grundgesetz liefern eine solide Basis für einen solchen Austausch und für ein wechselseitiges, respektvolles und bereicherndes Miteinander.

Als Priesterrat im Bistum Münster werden wir heute und in Zukunft nicht schweigen, wenn Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sich immer stärker ausbreiten, alltäglich werden und von vielen schweigend hingenommen werden. Gerade die deutsche Geschichte nimmt uns in die Verantwortung, den Anfängen zu wehren. In diesem Sinne sagen wir sehr deutlich: Nie wieder ist jetzt!“

Aktuell sind rund 150 Priester der Weltkirche in den deutschsprachigen Pfarreien des Bistums Münster im Einsatz. Sie kommen überwiegend aus Indien, Nigeria, Ghana, Uganda, Rumänien. Hinzu kommen 31 Priester aus anderen Ländern, die in den Pfarreien anderer Muttersprachen tätig sind. Zugleich gibt es etwa 330 aktive Priester des Bistums Münster.

Wie Ende März bekanntgegeben wurde, wird Pfarrer Égide Muziazia, wird die Pfarrei zum 30. Juni verlassen. Ab 1. Juli 2025 wird er neue Aufgaben in Münster übernehmen. Unter anderem wird er in der Pfarrei St. Petronilla in Münster-Handorf tätig werden und im Bischöflichen Generalvikariat im Referat für die Priester der Weltkirche mitarbeiten. Diesem Wechsel hat Diözesanadministrator Dr. Antonius Hamers mit Wirkung zum 30. Juni entsprochen. Die Pfarrverwaltung wird vorübergehend vom Emmericher Pfarrer Bernd de Baey übernommen.

Pfarrer Muziazia hat bereits seit 2022 einen Lehrauftrag am Institut für Religionspädagogik und Pastoraltheologie der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster inne. Seit 2024 betreut er zusammen mit Professorin Dr. Judith Könemann die akademische Partnerschaft zwischen dem Bistum Münster, der Katholisch-Theologischen Fakultät und dem St. Victor Major Seminary in Tamale in Ghana. In diesem Sommersemester – vom 1. April bis zum 30. September – übernimmt Muziazia zudem die Lehrstuhlvertretung von Professorin Könemann, die ein Forschungsprojekt zum „Geistlichen Missbrauch in Geistlichen Gemeinschaften“ verantwortlich leitet und dafür freigestellt wird.

Die Erfahrung wiederholter rassistischer Anfeindungen sei ihn zu einer großen seelischen Belastung geworden und lasse ihn nicht mehr los, so Muziazia laut Pressestelle. „Die Erfahrung wiederholter rassistischer Anfeindungen ist für mich zu einer großen seelischen Belastung geworden und lässt mich nicht mehr los. Ich möchte aber gleichzeitig auch die große Solidarität betonen, die ich von vielen Menschen hier in der Pfarrei, seitens der Bistumsleitung sowie von vielen Menschen über die Grenzen unserer Pfarrei hinaus erfahren habe. Auch wenn es herausfordernde und belastende Momente in meiner Zeit als Pfarrer von St. Vitus gab, denke ich gerne an die vielen guten Begegnungen mit den Menschen hier zurück und sage diesen: Vergelt‘s Gott.“ Die Beleidigungen, denen er ausgesetzt war, werden demnächst vor dem Amtsgericht verhandelt.

06.05.: Aktionstag, Römisch-katholische Kirche, Welttag für die Berufungen
(„Welttag der geistlichen Berufe“), 1964, von Papst Paul VI. eingeführt
06.05.: Berlin, Verleihung Katholischer Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, (Veranstalter: www.dbk.de),

Dienstag, 06.05.2025