US-Amerikaner Prevost zum Papst gewählt
Freitag, 09.05.2025

Bild: Christof Beckmann
„Habemus papam“: Schneller als erwartet steigt im Vatikan weißer Rauch auf. Der neue Papst ist für viele eine Überraschung...
INFO: Vatikanstadt (KNA) Als erster US-Amerikaner ist Kardinal Robert Francis Prevost aus Chicago zum Papst gewählt worden. Das neue Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken entschied sich für den Namen Leo XIV.
Beim Konklave der 133 Kardinäle in Rom erhielt der 69-Jährige am Donnerstagnachmittag bereits im vierten Wahlgang eine Zweidrittelmehrheit. Er folgt auf Papst Franziskus, der am Ostermontag starb. Erwartet wird, dass Leo den moderaten Reformkurs seines Vorgängers fortsetzt.Prevost gilt als diplomatisch, pragmatisch, polyglott und kosmopolitisch. Er wird sowohl von progressiven wie konservativen Kirchenvertretern als Brückenbauer und Mann des Ausgleichs geschätzt. Bisher leitete er die Vatikanbehörde für Bischöfe, quasi die Personalabteilung der katholischen Weltkirche. In dieser Funktion war er in den vergangenen zwei Jahren zuständig für Bischofsernennungen weltweit. Er ist Mitglied des Augustinerordens und war lange als Missionar und von 2014 bis 2023 auch als Bischof in Peru (Südamerika) tätig.
Signal gegen Trump?
„Der Friede sei mit euch allen“ - mit diesem Ruf begrüßte Leo XIV. am Abend die jubelnden Menschen auf dem Petersplatz. Er fuhr fort: „Ich hoffe, dass dieser Friedensgruß alle Völker und alle Menschen erreicht.“ Es sei „ein unbewaffneter und entwaffnender Friede“. Ein Papst aus den USA galt lange als undenkbar, weil politische Verwicklungen befürchtet wurden. Aber der neue Papst ist in der Weltkirche und in der römischen Kurie mindestens ebenso zu Hause wie im Land seiner Geburt. Beobachter werten die Wahl auch als mögliches Zeichen der Kirche gegen die Politik von US-Präsident Donald Trump.
Leo erinnert an Franziskus
Anknüpfend an Franziskus erklärte Leo XIV., dass Gott alle Menschen ohne Bedingungen liebe. „Das Böse wird nicht gewinnen“, sagte er. Die Kirche sei aufgerufen, Brücken zu bauen und den Dialog zu suchen. Gegen Ende seiner Rede wechselte er vom Italienischen ins Spanische und grüßte sein früheres Bistum Chiclayo in Peru. Auf Italienisch fuhr er fort: „Wir wollen eine synodale Kirche auf dem Weg sein. Wir wollen allen nah sein, die leiden.“ Anders als Franziskus hatte Leo die traditionelle rote Stola mit den vier Evangelisten umgelegt, als er auf die Segnungsgloggia trat. Sichtbar bewegt, lächelnd und mehrfach winkend grüßte er die jubelnde Menge.
Pragmatiker mit internationaler Erfahrung
Der am 14. September 1955 in Chicago geborene Kirchenmann galt nicht als Favorit bei der Papstwahl. Gleichwohl war er einer der bekanntesten Gesichter im Kardinalskollegium, das nie zuvor so zerstreut über die Welt war und sich vor dem Konklave untereinander kaum kannte. Denn über seine Behörde im Vatikan liefen auch die sogenannten Ad-limina-Besuche. Regelmäßig kommen Bischofskonferenzen zur Berichterstattung über ihre lokale Kirche in den Vatikan. US-Präsident Trump gratulierte dem neuen Papst als einer der ersten. „Was für eine Überraschung und was für eine große Ehre für unser Land“, schrieb Trump auf seinem Social Media-Kanal Truth Social. Er freue sich auf ein Treffen mit dem neuen Papst. „Es wird ein sehr bedeutungsvoller Moment“, so Trump.
„Mit Leo XIV. wird dem US-Präsidenten ein Amerikaner gegenübergestellt, der das Gegenteil von Donald Trump repräsentiert“, erklärte dagegen der Hauptgeschäftsführer des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Martin Maier. „Er baut Brücken und keine Mauern. Er steht auf der Seite der Armen und Ausgegrenzten.“
Bischöfe und Laien reagieren erfreut
Die katholischen deutschen Bischöfe erhoffen sich vom neuen Papst, dass er die Kirche mit Mut, Demut und Weisheit leiten möge - „im Vertrauen auf das Evangelium und im Geist der Geschwisterlichkeit, wie ihn auch Papst Franziskus gelebt hat“. Das schrieb die Deutsche Bischofskonferenz auf der Plattform X. „Möge sein Dienst zum Segen für die Kirche und für die Welt werden.“
Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) reagierte erfreut. Die Präsidentin des Laien-Dachverbands, Irme Stetter-Karp, erklärte: „Mit Kardinal Robert Francis Prevost ist heute ein Mann der Mitte, politisch versiert, international vernetzt und zudem bestens informiert über die katholische Kirche in Deutschland zum Papst gewählt worden.“
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte, Leo XIV. übernehme mit dem Amt in einer von Unfrieden und tiefgreifenden globalen Herausforderungen geprägten Zeit eine bedeutende geistliche und moralische Verantwortung. Der neue Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) gratulierte dem neuen Papst mit den Worten: „Durch Ihr Amt geben Sie in diesen Zeiten großer Herausforderungen Millionen von Gläubigen weltweit Hoffnung und Orientierung.“ Und weiter: „Für viele Menschen sind Sie ein Anker für Gerechtigkeit und Versöhnung.“