Start in die Heilige Woche

von Johannes Ketteler

Dienstag, 16.04.2019

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Bild: Küsterin Barbara Ketteler mit der traditionellen Ratsche in der ehemaligen Klosterkirche St. Marien in Marienfeld (Foto: Johannes Ketteler)

Start in die „Heilige Woche“ - was passiert eigentlich in den Kirchen in dieser besonderen Zeit? Nachgefragt bei Barbara Ketteler in der Klosterkirche Marienfeld. Sie hat wie Tausende Küsterinnen und Küster in dieser Woche einige Dinge zu beachten.

INFO: Die ehemalige Zisterzienserabtei Kloster Marienfeld liegt im gleichnamigen Harsewinkeler Stadtteil im ostwestfälischen Kreis Gütersloh. Sie wurde 1185 von Mönchen aus dem Kloster Hardehausen gegründet. Die Klosterkirche, die erste aus Ziegelsteinen gebaute Kirche in Westfalen, entstand als kreuzförmiger romanischer Bau von 1185 bis in die Zeit der Frühgotik und wurde 1222 auf das Patrozinium der unbefleckte Empfängnis Mariens geweiht. Die Zisterzienser-Abtei Marienfeld, der bald zahlreiche weitere Klöster unterstanden, erreichte vom 12. bis 15. Jahrhundert den Höhepunkt seiner Blüte. Wie alle Klöster entging sie nicht der Säkularisation: Am 29. März 1803 wurde es mit damals 28 Mönchen nach 618 Jahren aufgehoben und ging in staatlichen Besitz über. Der größte Teil der ehemaligen Gebäude wurde abgebrochen, 1804 machte der Staat Preußen die Kirche zur Pfarrkirche. Heute ist sie im Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen. 

Teile der Wirtschaftsgebäude, ebenfalls im Landesbesitz, dienen heute als Wohnungen für Pfarrer, Küster und Organist. Weitere Gebäude werden u.a. als Wohnungen und für einen Hotelbetrieb genutzt. Seit Pfingsten 2004 versuchten Benediktinermönche in der Gemeinde das klösterliche Leben nach den Regeln des heiligen Benedikt wiederaufzubauen. Seit Januar 2006 stehen ein Gästebereich, ein Gebetsraum und ein Wohnbereich für die Mönchsgemeinschaft zur Verfügung. Der Kreuzgang ist neu eingerichtet worden. Heute ist St. Marien in Harsewinkel, der östlichsten Stadt im Bistum Münster, eine Filialkirche der Pfarrei St. Lucia. Sie wurde 2014 aus den vier ehemals selbstständigen Gemeinden St. Johannes in Greffen, St. Paulus in Harsewinkel, St. Lucia in Harsewinkel und St. Marien in Marienfeld neu gegründet. Das Kloster Marienfeld ist Teil des Jakobsweges und ein ausführlicher bebilderter Kirchenführer ist in der Kirche erhältlich.

Hungertuch: Jetzt in der Fastenzeit wird der Hochaltar der Klosterkirche St. Marien mit einem bemerkenswerten Hungertuch verhüllt, das aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammt. Auf dem 3 Meter hohen und 6,80 Meter breiten Tuch aus Filetstopferei und Leinenstreifen ist die Kreuzigungsszene mit Maria und Johannes dargestellt. Es wird durch Seilzüge durch Löcher in der Decke hochgezogen und befestigt. Die von Johann Patroclus Möller geschaffene Orgel verstummt wie alle Orgeln nach der Gründonnerstags-Messe. Sie erklingt wie alle Orgeln erst wieder in der Osternacht mit allen Registern und ihren drei Zimbelsternen.

Unsere Gesprächspartnerin: Küsterin Barbara Ketteler, Kontakt: St. Marien, Klosterhof 10, 33428 Harsewinkel, Pfarrbüro: Tel. 05247 / 2135, Gemeindebüro: Tel. 05247 / 8113, Kontakt: Kloster Marienfeld, Klosterhof 12, 33428 Marienfeld, OIKOS Förderverein zum Wiederaufbau des Klosters Marienfeld e.V., Pater Gottfried Meier OSB, Marienfeld, Tel. 05247 / 92 79 60, E-Mail: gottfried.meier@web.de, Internet: https://kloster-marienfeld.de. Pfarrei St. Lucia: Pfarrdechant Marc Heilenkötter, Dechant-Budde-Weg 2, 33428 Harsewinkel, Tel. 05247 / 21 35, E-Mail: heilenkoetter-m(at)bistum-muenster.de, Internet: https://www.kirche-harsewinkel.de/

Küster / Küsterin: Die Berufsbezeichnung stammt vom Lateinischen „custos (Hüter, Wächter). Der hauptamtlich oder neben- und ehrenamtlich ausgeübte Küsterdienst ist verantwortlich für die Vorbereitung des Kirchenraums, der Sakristei für den Gottesdienst und viele Aufgaben rund um die Kirche, das Gemeindezentrum und andere Einrichtungen, die zur Pfarrei gehören.

Der Ablauf der Kar- und Ostertage: Am Palmsonntag beginnt eine Woche vor Ostern die „Karwoche“ (Große Woche/Heilige Woche/Karwoche). Das Wort „Kar” stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet „Trauer”, „Klage” oder „Kummer”. Der Palmsonntag vollzieht den in allen vier Evangelien beschriebenen triumphalen Einzug Jesu Christi nach Jerusalem nach. An sein dortiges Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung wird im Lauf der nun beginnenden Woche erinnert. Seit dem 4./5. Jahrhundert werden die biblischen Berichte über Leiden, Tod und Auferstehung Jesu immer mehr chronologisch nachvollzogen. Seit dem Beginn des 7. Jahrhunderts setzte sich in Spanien, Gallien und im deutschen Sprachraum seit dem 8. Jahrhundert der Brauch durch, das Einzugsgeschehen dramaturgisch-liturgisch nachzuahmen. Statt Palmen oder Ölbaumzweige führten die Gläubigen andere grüne Zweige mit. Im 11./12. Jahrhundert war die Palmsonntags-Prozession in vielen Teilen des Abendlandes Tradition. Im Mittelalter ritt ein Christus-Darsteller auf einem hölzernen Esel (Palmesel) in der Prozession mit. Die heutige Palmsonntagsliturgie am Eingang der Karwoche beginnt mit der Palmweihe außerhalb der Kirche: Im Wortgottesdienst der heiligen Messe wird dort erstmals der Bericht vom Leiden und Sterben Jesu („Passion”) gelesen. Es ist Brauch, die Palm-, Oliven- oder Buchsbaumzweige zuhause als segenbringende Zeichen am Kreuz zu befestigen.

Am Gründonnerstag (von althochdeutsch „greinen” = weinen) gedenkt die Kirche des letzten Abendmahles, das Jesus mit seinen Jüngern hielt, und damit der Einsetzung der Eucharistie. Nach dem Gloria-Gesang im Gottesdienst verstummten Orgel und Glocken. Das mit der Fußwaschung gesetzte Zeichen Jesu wird in vielen Gemeinden mit jungen und älteren Gemeindemitgliedern nachempfunden. Nach der letzten Messfeier vor Ostern werden Blumenschmuck und Kerzen abgeräumt. In besonders gestalteten Betstunden oder im stillen Gebet gedenken die Gläubigen des Ölberggeschehens mit der Gefangennahme Jesu und dem beginnenden Leiden. Papst Franziskus wird die Messe um 17 Uhr am Gründonnerstagabend im Gefängnis von Velletri südöstlich von Rom feiern. Während der Liturgie im Theatersaal des Gefängnisses erfolgt die Fußwaschung, die Papst Franziskus wieder an Gefangenen vornehmen wird. 

Der Karfreitag ist der Gedächtnistag der Kreuzigung. Er wird als Fasttag und als Zeichen der Trauer in Stille begangen. Am Nachmittag – meist zur „6.Stunde“ um 15 Uhr - versammeln sich die Christen zum Wortgottesdienst mit Verlesung der Passionsgeschichte und zur Kreuzverehrung: Das mit einem violetten Fastentuch bedeckte Kreuz wird nach und nach enthüllt und durch Kniebeugen verehrt. Anschließend folgt eine Kommunionfeier. In vielen Gemeinden finden am Morgen des Karfreitags Kreuzwegandachten und Karfreitagsprozessionen statt.

Am Karsamstag, dem Gedächtnistag der Grabesruhe des Herrn, finden keine Gottesdienste statt; die Altäre in den Kirchen sind ohne Kerzen und Blumen. Da der nächste Tag nach der Überlieferung immer schon am Vorabend beginnt, beginnt die feierliche Liturgie der „Feier der hochheiligen Osternacht“ am Abend nach Sonnenuntergang (Vigil / Nachtwache) oder vor der Morgendämmerung am frühen Ostermorgen zwischen 4 und 6 Uhr. Sie gliedert sich in die Lichtfeier (Segnung des Osterfeuers, Verzieren und Entzündung der Osterkerze (geschmückt mit Kreuz, fünf Weihrauchkörner als Zeichen der Wundmale und Jahreszahl), Einzug in die dunkle Kirche unter dem dreimaligen Ruf „Lumen Christi“ oder „Christus, das Licht“, Exsultet/Osterlob), in den anschließenden Wortgottesdienst mit den Lesungen (drei bis sieben Texte aus dem Alten Testament), Antwortgesängen und Gloria, bei dem alle Glocken läuten und die Orgel wieder erklingt, zwei Lesungen aus dem Neuen Testament, Osterevangelium und Predigt, Allerheiligenlitanei, Taufe und Taufgedächtnis und die Feier der Eucharistie mit Kommunion in beiden Gestalten von Brot und Wein. Die Messe vollzieht so den Durchgang durch den Tod zum Leben sakramental nach. Vielfach schließt sich nach dem Segen eine Agape als gemeinsames Ostermahl an.

Den Ostersonntag feiert Papst Franziskus im Petersdom ab 10.15 Uhr mit der Ostermesse und erteilt anschließend um 12 Uhr auf der Loggia den traditionellen Segen „Urbi et orbi“ („Der Stadt und dem Erdkreis“). Am Ostermontag erinnern die liturgischen Texte an das Zusammentreffen der Emmaus-Jünger mit dem auferstandenen Christus.

Ostergottesdienste per Mausklick: Wo und wann wird eine Heilige Messe, ein Gottesdienst oder eine Andacht in der Karwoche oder an den Ostertagen gefeiert? Für alle, die in diesem Jahr nach Gottesdiensten in der Osterwoche suchen, bieten die evangelische und die katholische Kirche wieder den ökumenischen Gottesdienstservice. Ab sofort unter www.ostergottesdienste.de.

Karwoche und Ostern: Volles Programm für Papst Franziskus
Ostern in Rom: Pilger und Besucher aus der ganzen Welt kommen auch in diesem Jahr wieder nach Rom, um mit Papst Franziskus Ostern zu feiern. Viele Termine stehen in der Heiligen Woche an. Es ist für Papst Franziskus das siebte Osterfest, das er als Oberhaupt der katholischen Kirche feiert. Vatican News überträgt die Feiern und Gedenkmomente live und mit deutschem Kommentar.

Hier ein Überblick der weiteren Übertragungen:

  • Gründonnerstag, 18. April 2019: Fußwaschung, ab 17 Uhr.
  • Karfreitag, 19. April 2019: Passion des Herrn, ab 16.55 Uhr.
  • Karfreitag, 19. April 2019: Kreuzweg am Kolosseum, ab 21.05 Uhr.
  • Karsamstag, 20. April 2019: Ostervigil, ab 20.25 Uhr.
  • Ostern, 21. April 2019: Heilige Messe, ab 10.05 Uhr.
  • Ostern, 21. April 2019: Urbi et Orbi, ab 12 Uhr.
  • Ostermontag, 22. April 2019: Regina Coeli, ab 11.57 Uhr.
  • 2. Sonntag der Osterzeit, 28. April 2019: Regina Coeli, ab 11.55 Uhr.

Die Übertragungen sind live auf der Homepage sowie auf dem Youtube-Kanal und den Partnersendern zu sehen, die schönsten Bilder der Feiern auf der Facebook-Seite und die aktuellsten Nachrichten dazu auf dem Twitter-Kanal.

Dienstag, 16.04.2019