Tag der Stille im Kloster Kamp

von Christof Beckmann

Mittwoch, 12.03.2025

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Plakat Geistl. Zentrum Kloster Kamp, Collage KIP

Alle katholischen Bischöfe sind heute im Kloster – sie tagen in der Eifel. Es gibt viel zu bereden, dabei sind Klöster ja eigentlich Orte der Stille. Jetzt in der Fastenzeit wird das Kloster Kamp bei Kamp-Lintfort tatsächlich zu einem Ort der Stille ….

INFO: „Mal alles hinter sich lassen: den Trubel, das Wollen und Müssen, das Plaudern und Plappern und auch das Handygedöns“, so heißt es in der Ankündigung für den „Tag der Stille“ am Samstag, 29. März, von 10-16.00 Uhr im Zentrum Kloster Kamp. Er bietet Gelegenheit für ein paar Stunden all dies hinter sich zu lassen. Einführung und stündliche Impulse helfen durch den Tag. Es gibt maximal 25 Plätze, die Teilnahme kostet 40,- und beinhaltet Getränke und Lunch. Die Leitung hat Peter Hahnen. Anmeldung ist erforderlich über Telefon oder persönlich im Büro.

Kontakt – auch zu unserem Gesprächspartner und Leiter des Zentrums, Dr. Peter Hahnen: Geistliches und Kulturelles Zentrum Kloster Kamp e.V., Abteiplatz 13, 47475 Kamp-Lintfort, Tel. 028 42 / 92 75 40, Fax 028 42 / 92 75 41, E-Mail: zentrum-kloster-kamp@t-online.de, Internet: https://kloster-kamp.eu/abteikirche.

Kloster Kamp: Das ehemalige Zisterzienser-Kloster erinnert in diesem Jahr mit einem speziellen Veranstaltungsprogramm an seine Gründung vor genau 900 Jahren. Es wurde am 31. Januar 1123 durch Stiftungsurkunde des Kölner Erzbischofs Friedrich I. ins Leben gerufen und war damit das erste Kloster des noch jungen, aus Frankreich stammenden Zisterzienserordens im deutschsprachigen Raum. Die zwölf Gründermönche stammten aus Morimond, einem der vier Töchterklöster von Citeaux, die ihr Kloster in der niederrheinischen Sumpflandschaft schließlich auf dem Kamper Berg errichteten. Trotz Armutsgelübde wurde es eines der reichsten Klöster des rasch wachsenden Ordens überhaupt. Von Kloster Kamp gingen gut ein Dutzend direkte Tochtergründungen aus, unter anderen Volkenroda in Thüringen, Neuzelle bei Frankfurt/Oder und Marienkroon in den Niederlanden. Auf dem Höhepunkt standen 60 Männer- und 24 Frauenklöster unter direkter Aufsicht der Äbte von Kamp - von den Niederlanden bis nach Thüringen und Anhalt.

Ende des 13. Jahrhunderts erstreckten sich die eigenen Wirtschaftshöfe des Klosters von Köln bis nach Utrecht. Doch verschiedene Kriege an Niederrhein und Maas, ein Brand in der mittelalterliche Bibliothek 1463 sowie ein Erdbeben 1504 hinterließen Zerstörungen. Ende des 16. Jahrhunderts verteilten sich die Mönche auf Neuss und Rheinberg und erst Jahrzehnte nach dem Dreißigjährigen Krieg gingen sie ab 1683 wieder an den Aufbau der heutigen Klosterkirche. Ab 1700 konnten Schulden abgebaut und neue Güter gekauft werden. Zum Ausweis der letzten Blütezeit wurde der um 1740 durch Abt Franziskus Daniels errichtete und mit Wasserspielen versehene Terrassengarten, damals ein reiner Obst- und Gemüsegarten. Die Aufhebung des Klosters kam mit der Französischen Revolution: Napoleon löste 1802 das Kloster Kamp auf und die letzten 27 Zisterzienser-Mönche wurden verstreut. Ein Mönch blieb, und ein Flügel des Klosters wurde zum Pfarrhaus. Aller Besitz war eingezogen, die Gebäude wurden auf Abbruch verkauft.

Neben der Abteikirche sind heute nur noch zwei einstige Klostergebäude erhalten. Das einstige Krankenhaus wurde von 1954 bis 2002 noch von einer Karmeliten-Gemeinschaft bewohnt und zeigt einen bemerkenswerten Rokoko-Saal, daneben gibt es Reste der einstigen Prälatur aus dem 18. Jahrhundert. Die historischen Gärten, in den 1980er Jahren nach barockem Vorbild neu angelegt, waren 2020 Ort der Landesgartenschau. Seit 2003 ist das Kloster als „Geistliches und Kulturelles Zentrum“ Ort für Besinnungstage, Kunst- und Kulturveranstaltungen wie die Kamper Konzerte, Ausstellungen, Kammermusik, Lesungen oder Genießerabende. Kurzführungen „Kloster Kamp erleben“ (60 Minuten), Klosterführung inkl. Schatzkammer (90-120 Minuten,) Bibliotheksführung (45 Minuten) oder Museumsführung (60 Minuten). Kontakt: 028 42 – 92 75 40. „Der Segen von Kloster Kamp“: kurze Andachten am 13. eines jeden Monats um 18.30 Uhr in der Abteikirche Kamp, Dauer: ca. 30 Minuten,
keine Anmeldung erforderlich. Das Geistliche und Kulturelle Zentrum Kloster Kamp im Luftbildpanorama von SOLIDGROUND MEDIA aus Moers hier.

Der Zisterzienserorden mit heute rd. 2.800 Mitgliedern weltweit entstand durch Reformen im Benediktinerorden. Sie führen in der Tradition der Gründer des 1098 gegründeten Neuklosters in Cîteaux ein Leben des Gebets, der Lesung und der Arbeit. Für ihren Aufstieg sorgte vor allem der heilige Bernhard von Clairvaux, der mit 30 Gefährten 1112 dem strengen Reformkloster von Cîteaux beitrat und mit 25 Jahren zum Abt zur Neugründung des Klosters Clairvaux gewählt wurde, das bald 700 Mönche zählte. Bis zu Bernhards Tod 1153 wurden allein von Clairvaux aus 67 Klöster in ganz Europa gegründet. Der „Konzern der weißen Mönche“ überzog den europäischen Kontinent mit einem Netzwerk an Niederlassungen. Das erste deutsche Zisterzienserkloster war das 1123 gegründete Kloster Kamp (Kamp-Lintfort), es folgten weitere Gründungen in Altenberg (1133), Himmerod (1134), Heisterbach (1192) und Marienstatt (1212). Allein im Rheinland, in der Eifel und im Westerwald errichtete der Orden so in nur 150 Jahren 650 Klöster nach der Regel des Hl. Benedikt (um 480-547). Zwischen 1200 und 1250 entstanden auch ca. 160 Frauenklöster des Ordens im deutschen Sprachraum. Das für alle Klöster verbindliche Regelwerk, die „Carta caritatis“, die „Urkunde der Liebe“, forderte eine Reduktion auf das Wesentliche in Lebensführung, Kunst und Architektur. Um 1300 war der Orden in allen wichtigen Ländern Europas vertreten und zählte ca. 700 Niederlassungen, auf dem Gebiet des späteren Deutschlands entstanden insgesamt 91 Männerklöster. Mehr: http://www.ocist.org/. Die ganze Benediktregel zum Download

Buch: „Die Zisterzienser. Das Europa der Klöster“, erschien 2017 als Begleitbuch zur Ausstellung im LVR-LandesMuseum Bonn mit 300 farbigen und meist großformatigen Abbildungen, Buchhandel 29,95 Euro, ISBN: 978-3-8062-3492-3. Mehr: „Die Zisterzienser. Das Europa der Klöster“

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