Verschiedene Sichtweisen

von Margret Wand

Samstag, 14.09.2019

Zelt auf einem Berg
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Ein Dialog unter freiem Himmel

Für den Kurztrip in die Natur braucht man gar nicht viel – ein bisschen Verpflegung, die richtigen Klamotten und ein Zelt reichen schon für die Übernachtung an geeigneten Stellen. Aber Vorsicht: Es kann auch zu ungeplanter Aufregung kommen.

Das zeigt die folgende Geschichte von Margret Wand:

 

Es ist schon fast dunkel, als Vater und Sohn ihr Zelt aufbauen. Schnell schlafen sie ein. Einige Stunden später rüttelt der Sohn den Vater wach.

 

Sohn: „Schau in den Himmel und sag mir was du siehst!“

Vater: „Ich sehe Millionen von Sternen.“

Sohn: „Was denkst du jetzt?“

Der Vater überlegt kurz und meint:

 

Vater: „Astronomisch gesehen, sagt es mir, dass da Millionen von Galaxien und Billionen von potenziellen Planeten sind. Astrologisch sagt es mir, dass der Saturn im Löwen steht. Von der Zeit her sagt es mir, dass es ungefähr 3.15 Uhr ist. Theologisch sagt es mir, es ist offensichtlich, dass der Herr allmächtig ist und wir alle klein und unbedeutend sind. Meteorologisch scheint es so, als hätten wir morgen einen wunderschönen Tag. Was sagt es dir?"

Der Sohn ist für einen Moment still und meint dann:
„Praktisch gesehen sagt es mir, jemand hat unser Zelt gestohlen.“

 

Eine Geschichte zum Schmunzeln.

Oder zum Interpretieren: "Da sieht man´s mal wieder, man kann auch alles zerdenken. Und dabei bleibt das Naheliegendste auf der Strecke." 

Stimmt! Und stimmt auch wieder nicht. Situationen im Leben, Erfahrungen, Ereignisse – auf die Sichtweise kommt es an, wenn man mit ihnen fertig werden will. Die Sichtweise kann entscheidend sein dafür, ob ich mich ärgere oder freue, ob ich etwas bewundere oder überflüssig finde. Vater und Sohn haben ganz verschiedene Sichtweisen. Na und? Beide sind wichtig.

Samstag, 14.09.2019