Was ist Mission? - Johannes Siebner SJ

von Christof M. Beckmann

Dienstag, 29.10.2019

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Bild: Screenshot Youtube-Kanal orden.de

Der Weltmissionsmonat geht zu Ende. Glaubensverkündigung durch die Tat – das bleibt die Mission, sagt Pater Johannes Siebner SJ, seit 2017 Provinzial der Deutschen Provinz der Gesellschaft Jesu.

INFO: Zum „Außerordentlichen Monat der Weltmission“, den Papst Franziskus für den laufenden Oktober ausgerufen hat, melden sich in Deutschland auch die Ordensgemeinschaften zu Wort. Eine Initiative der Deutsche Ordensobernkonferenz erläutert in fünf kurzen Videos den Begriff der „Mission". Vertreterinnen und Vertreter missionarisch tätiger Ordensgemeinschaften äußern sich dazu exemplarisch und sehr persönlich: Die DOK-Vorsitzende und Provinzoberin Schwester Dr. Katharina Kluitmann OSF, die Generaloberin der Armen-Schwestern vom hl. Franziskus, Schwester Martha Kruszynski SPSF, der Abtpräses der Benediktinerkongregation von St. Ottilien, Jeremias Schröder OSB, Pater Reinhard Gesing, Provinzial der Deutschen Provinz der Salesianer Don Bosco sowie der Provinzial der Deutschen Provinz der Jesuiten, Pater Johannes Siebner SJ.

Deutsche Ordensobernkonferenz: Nach Angaben der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) gibt es in Deutschland aktuell insgesamt rund 18.000 Ordensleute: Unter den Männerorden und -kongregationen gibt es 104 selbständige Ordensprovinzen, Abteien und Priorate von 60 verschiedenen Ordensgemeinschaften mit 3.668 Ordensmännern in 400 klösterlichen Niederlassungen. Vielfach größer noch ist die Zahl der Gemeinschaften, Niederlassungen und Mitglieder bei den Frauenorden: Es gibt 308 Generalate, Provinzialate, Abteien und selbständige Einzelklöster mit rund 14.257 Ordensfrauen, die in 1.226 klösterlichen Niederlassungen leben. Die größten Gruppen bilden die benediktinisch, franziskanisch und vinzentinisch geprägten Ordensgemeinschaften. Zum einleitenden Statement der DOK-Vorsitzenden Sr. Katharina, Der außerordentliche Monat der Weltmission auf orden.de.

Monat der Weltmission 2019: „Getauft und gesandt: Die Kirche Christi missionarisch in der Welt“ ist das Motto des Außerordentlichen Monats der Weltmission 2019, den Papst Franziskus ausgerufen hat. Schon vor 100 Jahren, im Jahr 1919, hatte Papst Benedikt XV. mit seinem Apostolischen Schreiben Maximum illud zu einer Erneuerung der Mission aufgerufen: Man sollte sich wieder auf die Wurzeln der Mission berufen, das Evangelium und seine Verkündung, die Botschaft und Liebe Jesu. Da die Missionierung damals im Zusammenhang mit unheilvoller Kolonialisierung und Nationalismus in Verbindung stand, wollte man die eigentliche, ursprüngliche Mission in Erinnerung rufen. -> Im Wortlaut: Missions-Botschaft von Papst Franziskus. Papstvideo: Im aktuellen Video mit der monatlichen Gebetsintention des Papstes ruft Franziskus zum Gebet um den missionarischen Aufbruch in der Kirche auf. Mehr: Offizielle Vatikanseite www.october2019.va/it.html, Zur Internetseite, Internetportal Weltkirche, Thema Mission und Außerordentlicher Monat der Weltmission 2019, Zur Internetseite, Missio Aachen und Missio München.

Monat der Weltmission in Deutschland: Zielpunkt der größten Solidaritätsaktion der Katholiken weltweit ist der Weltmissionssonntag am 27. Oktober. Mehr als 100 päpstliche Missionswerke auf allen Kontinenten sammeln an diesem Sonntag für die pastorale und soziale Arbeit der Kirche in den weltweit 1.100 ärmsten Diözesen. Diesjährige Beispielregion ist Nordost-Indien. Dazu sind in den 27 deutschen Bistümern mehr als drei Wochen lang missio-Projektpartnerinnen und -partner zu Gast. Mehr zum ganzen Monat: https://www.missio-hilft.de/mitmachen/weltmissionssonntag-2019/

Video mit Pater Johannes Siebner SJ: „Mit Idealismus und nüchterner Analyse versuchen wir, ungerechte Strukturen aufzudecken und abzubauen. Dies ist Mission oder anders gesagt: Glaubensverkündigung durch die Tat." Der erste Schritt hin zu einem missionarischen Engagement ist für P. Johannes Siebner SJ das Leben mit und das Lernen von den Anderen.

Unser Gesprächspartner: Johannes Siebner SJ, Jahrgang 1961, machte Abitur 1980 am Canisius Kolleg (Berlin) und trat 1983 in die Gesellschaft Jesu ein. Er studierte 1981-83 Politikwissenschaften (FU Berlin), 1985-87 Philosophie (Hochschule für Philosophie in München), 1988-91 Theologie (Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt/M.) und 1991-93 Theologie (Theologische Fakultät Erfurt). 1987-88 war er Mitarbeiter des Jesuit Refugee Service im Flüchtlingslager Pulau Bidong (Malaysia) und wurde 1992 zum Priester geweiht. Nach erster Station 1993-2001 als Jugendseelsorger in Hamburg folgte 2002 ein siebenmonatiger Aufenthalt (Tertiat) in Australien, anschließend war er Schuldirektor 2002-2011 am Kolleg St. Blasien und 2011-2017 am Aloisiuskolleg in Bonn-Bad Godesberg. Seit 1. Juni 2017 ist er Provinzial der Deutschen Provinz der Jesuiten. Kontakt: Provinzialat der Deutschen Provinz der Jesuiten: Kaulbachstraße 29a, 80539 München, E-Mail: provinzialat.ger(at)jesuiten.org, Tel. 089 38185-241, Internet: www.jesuiten.org, E-Mail: provinzial.ger(at)jesuiten.org, Internet: http://www.johannes-siebner.de/, https://www.facebook.com/orden.de/

Die „Gesellschaft Jesu“: Der Jesuitenorden ist die größte männliche Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche. Gründer der „Gesellschaft Jesu“, so die offizielle Bezeichnung in Anlehnung an den lateinischen Namen „Societas Jesu“ (SJ), ist der Spanier Ignatius von Loyola (1491-1556). Unter der Devise „Alles zur größeren Ehre Gottes / Omnia ad majorem Dei gloriam” beschloss er, eine religiöse Gesellschaft zu gründen. Nach einer Pilgerfahrt ins Heilige Land besuchte er die Hochschulen von Barcelona, Alcala und Salamanca, zuletzt in Paris und gründete hier mit Gesinnungsgenossen den Jesuitenorden, den er bedingungslos dem Papst unterstellte.

Nach seiner Priesterweihe in Venedig wurde Ignatius durch Papst Paul II. mit der Bulle „Regimini militantis ecclesiae" („Der Leitung der streitenden Kirche") zum Generaloberen der am 27. September 1540 bestätigten Ordensgemeinschaft. Charakteristisch war eine für damalige Verhältnisse hochkarätige Ausbildung, die über das Studium der Theologie hinausging. Ignatius selbst musste sich dafür mehrfach vor der spanischen Inquisition rechtfertigen, verbrachte mehrere Monate im Gefängnis. Umstritten von Anfang an, expandierte der im Zeitalter der Gegenreformation wichtige Orden (Motto: „Gott in allem finden“) auch nach Südamerika und Asien. Beim Tod von Ignatius am 31. Juli 1556 zählte der Orden bereits mehr als 1.000 Mitglieder in über 100 Niederlassungen. Ignatius wurde in der Kirche II Gesù in Rom begraben und 1622 heiliggesprochen; sein Fest wird am 31. Juli gefeiert.

Der einflussreiche Orden wurde in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts aus immer mehr europäischen Ländern gewaltsam vertrieben. Papst Klemens XIV. veröffentlichte 1773 das Aufhebungsdekret. 1814 erfolgte die Wiedergründung der Gesellschaft Jesu mit der päpstlichen Bulle „Sollicitudo omnium ecclesiarum” durch Papst Pius VII.. Jesuiten sind keine Mönche; sie führen kein Klosterleben und tragen keine Ordenskleidung. Neben Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam verpflichten sie sich in einem vierten Gelübde zu besonderem Gehorsam gegenüber dem Papst. Zudem legen sie ein Zusatzversprechen ab, nicht nach kirchlichen Ämtern zu streben. An der Spitze der Gesellschaft Jesu, die in 125 Ländern vertreten ist, steht ein Ordensgeneral mit Sitz in Rom. Der Orden ist in 85 Provinzen eingeteilt, die jeweils von einem Provinzoberen, dem Provinzial, geleitet werden. Im Interesse einer hohen Mobilität leben die Jesuiten nicht ortsgebunden in Klöstern, sondern entsprechend ihrer Aufgaben und Einsatzgebiete in ordenseigenen Einrichtungen und Häusern, die wiederum einen Hausoberen haben. Ihre römische Hochschule, die „Gregoriana“, ist die renommierteste unter den Päpstlichen Universitäten. Der derzeitige Papst Franziskus ist der erste Jesuit auf dem Stuhl Petri. 2016 wurde der Politikwissenschaftler Pater Arturo Sosa Abascal SJ (67) aus Venezuela zum 31. Generaloberen des Ordens gewählt. Internet: www.jesuiten.de.

Die Deutsche Provinz: 1540 kam Peter Faber als erster Jesuit nach Deutschland, der erste deutsche Jesuit war Petrus Canisius. 1544 gründete sich in Köln die erste Jesuitenkommunität und 1556 entstanden die ersten beiden deutschen Provinzen. 1872 wurden die Ordensangehörigen durch das Jesuitengesetz aus dem Deutschen Reich vertrieben, gründeten jedoch Ausbildungshäuser in den Niederlanden und Großbritannien oder gingen in Missionen in die skandinavischen Länder, die USA, nach Südbrasilien, Indien, Rhodesien und Japan. 1917 wurde das Verbot in Deutschland aufgehoben. Die bereits durch den Ordensgründer erkannte Bedeutung der Bildung setzten sie wieder in der Gründung von Schulen um. Heute sind in der Deutschen Provinz (Bundesrepublik sowie Dänemark und Schweden) rund 450 Mitglieder vor allem als Lehrer und Hochschullehrer, Schriftsteller, Seelsorger oder Publizisten tätig (Österreichische Provinz: 100, Schweizer Provinz: 80). Sie arbeiten an den Kollegien in Berlin, Bad Godesberg und St. Blasien, den Hochschulen in Frankfurt (Main), München und Innsbruck, in der Jugend und Studentenseelsorge, Gemeindepastoral, Bildungs-, in Beratungs- und Exerzitientätigkeit und als Herausgeber mehrerer Zeitschriften. Kontakt: Provinzialat Deutsche Provinz der Jesuiten, Seestraße 14, 80802 München, E-Mail: provinzialat.ger@jesuiten.org, Tel. 089 / 38185-241, Internet: www.jesuiten.org. Mehr: Jesuiten in Deutschland, Jesuit werden

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