Weihbischof Lohmann und Fridays for future

von Christof Beckmann

Montag, 16.09.2019

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Bild: Weihbischof Rolf Lohmann, für die Region Niederrhein im Bistum Münster zuständig, gehört in der Deutschen Bischofskonferenz der Pastoralkommission und der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen an. Foto und Montage: K!P-NRW

Heute ist „Tag für die Erhaltung der Ozonschicht“. Doch damit ist es nicht getan, sagen die Demonstrationen ab Ende der Woche. Der dritte globale Klimastreik soll der größte aller Zeiten werden. Beobachtet auch von Weihbischof Rolf Lohmann in Xanten...

INFO: FCKW – überall war er drin, der Klimakiller. Ozonloch, „Saurer Regen“, Waldsterben – ein Riesenthema. 20 Jahre dauerten die Debatten nach der Entdeckung. Bis Mitte der 1980er Jahre: Fast 200 Staaten taten sich zusammen, den FCKW-getriebenen Spraydosen ging die Luft aus, die ersten Erforscher bekamen den Nobelpreis und die Vereinten Nationen machten den 16. September zum „Tag für die Erhaltung der Ozonschicht“. Inzwischen hat sich zwar die dünne Ozonhülle über der Erde erholt, die Löcher sind zu. Und doch: Der Klimawandel läuft weiter. Verantwortlich dafür sind Kohlendioxid und Methan, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe (Kohle, Öl) bzw. bei der Viehhaltung freigesetzt werden und dadurch den sogenannten Treibhauseffekt in der Erdatmosphäre verstärken. Die steigende globale Temperatur bringt die Gefahr von Hitzewellen, Wasserknappheit, Ernteausfällen und Waldbränden, schon jetzt gehen die Gebirgsgletscher und das Polareis zurück. Das Auftauen von Permafrostböden setzt weitere Treibhausgase frei, schmelzendes Festlandeises und wärmere Ozeane lassen den Meeresspiegel ansteigen. Als Folge werden eine langfristige Wetterveränderung sowie damit zusammenhängende globale Flucht- und Wanderungsbewegungen erwartet. Beim Weltklimagipfel der Vereinten Nationen 2015 in Paris hatten sich darum 195 Vertragsstaaten dazu verpflichtet, die Klimaerwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf höchstens zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu beschränken.

„Fridays for Future“: Doch es geht zu langsam, sagen die Demonstrationen ab Ende der Woche, für die bereits die Vorbereitungen laufen. „Die Zeit des Zuschauens ist vorbei. Am 20. September kämpfst Du für Deine Zukunft“, heißt es auf der Homepage der Bewegung „Fridays for Future“, die mit zahlreichen weiteren Organisationen aus verschiedenen Ländern für Freitag, 20. September, den dritten „globalen Klimastreik“ plant. Mit ihm soll für die Einhaltung des Paris-Abkommens und gegen die anhaltende Klimazerstörung demonstriert werden: „Die Klimakrise ist eine reale Bedrohung für die menschliche Zivilisation – die Bewältigung der Klimakrise ist die Hauptaufgabe des 21. Jahrhunderts. Wir fordern eine Politik, die dieser Aufgabe gerecht wird“, so der Aufruf, der an alle Generationen gerichtet ist. Neben mehreren großen Unternehmen haben auch einige katholische Bistümer und evangelische Landeskirchen ihre Beteiligung angekündigt. Da am 20. September das Klimakabinett der Bundesregierung tagt und die Vereinten Nationen am 23. September in New York zum „Climate Action Summit“ zusammentreten, will Fridays for Future Deutschland mit der Aktion #week4CLIMATE die Demonstrationen fortsetzen und unter dem Motto „Sieben Tage – sieben Themen – ein Ziel: die Rettung der Erde“ bis zum 27. September weiterstreiken. Die einzelnen Tage stehen dabei unter unterschiedlichen Themenstellungen. Mehr: https://fridaysforfuture.de/, #AlleFürsKlima

Klima-Gipfel in New York: Der Termin der Demonstrationen trifft sich mit der 74. Tagung der UN-Generalversammlung in New York, die Maßnahmen gegen den Klimawandel stärken und den Fortschritt bei der nachhaltigen Entwicklung beschleunigen soll. Sie tagt unter Vorsitz von Tijjani Muhammad-Bande, dem Ständigen Vertreter von Nigeria bei den Vereinten Nationen. Dabei wird der „Climate Action Summit“ am 23. September 2019 wird dabei Maßnahmen gegen die Auswirkungen des Klimawandels diskutieren und Lösungen für die Verringerung der Emissionen, mehr Klimawiderstandsfähigkeit und Anpassung zeigen. Weitere Tagungen nehmen den Zugang zu inklusiven und widerstandsfähigen Gesundheitssystemen in den Blick, mit denen globale Verpflichtungen werden sollen, aber auch Ziele für nachhaltige Entwicklung: Der „Sustainable Development Goals Summit“ am 24.-25. September soll die Fortschritte der 2015 einstimmig angenommenen Agenda bis 2030 überprüfen. Mit dem Dialog über Entwicklungsfinanzierung am 26. September sollen die dafür notwendigen Investitionen beschleunigt werden, am 27. September stehen die wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen für kleine Inselstaaten auf der Tagesordnung.

Kirche und Umwelt: Begrüßt wird der Aufruf auch durch den katholische Umweltbischof Rolf Lohmann aus dem Bistum Münster und Weihbischof in Xanten. Er leitet seit Jahresbeginn die Arbeitsgruppe für ökologische Fragen in der Deutschen Bischofskonferenz. Klimaschutz gehe alle an, und es reiche nicht, „mit dem Finger auf den anderen zu zeigen“. Gerade aus christlicher Sicht sei es geboten, die Erderhitzung entschlossen zu bekämpfen: Christen hätten den klaren Auftrag, die Schöpfung zu bewahren – ein Thema, für das unter dem Stichwort „Bewahrung der Schöpfung" die christlichen Kirchen, kirchliche Organisationen und Verbände, Institutionen, Bistümer und Gemeinden seit Jahrzehnten aktiv sind.
Bereits 1980 hatten sich die deutschen Bischöfe in ihrer Erklärung „Zukunft der Schöpfung. Zukunft der Menschheit" für den Arten- und Tierschutz sowie für einen verantworteten Umgang mit Energie ausgesprochen. Viele Publikation zum Thema folgten. Dabei engagiert sind Hilfswerke wie Misereor, das Hilfswerk der deutschen Katholiken für die Entwicklungszusammenarbeit mit der Dritten Welt, missio, der deutsche Zweig des Päpstlichen Missionswerks, Renovabis, ddie Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Südosteuropa, Caritas, das Hilfswerk für die internationale Not- und Katastrophenhilfe, das Missionswerk der Kinder („Sternsinger-Aktion“), Deutscher Katholischer Missionsrat (DKMR), die „Bischöfliche Aktion ADVENIAT" und die Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe AGEH als Fachdienst der deutschen Katholiken für internationale Zusammenarbeit.
„Laudato si", die am 24. Mai 2015 in Rom veröffentlichte so genannte „Umweltenzyklika“ von Papst Franziskus, forderte eine ganzheitliche Ökologie, die sich auch nicht nur auf Natur- und Klimaschutz beschränkt. Die gesamte Enzyklika „Laudato si – Über die Sorge für das gemeinsame Haus" auf der Homepage der Deutschen Bischofskonferenz, das Internetportal www.katholisch.de bietet dazu eine komplette Themenseite. Mit Blick auf die politischen Klima-Gipfel führten Klimapilgerwege zu den jeweiligen Veranstaltungsorten, getragen von einem breiten ökumenischen Bündnis aus Diözesen, Landeskirchen, christlichen Entwicklungsdiensten, Missionswerken und Verbänden. Mehr im Internet unter: http://www.klimapilgern.de/.

Unser Gesprächspartner: Weihbischof Rolf Lohmann, geboren 1963 in Hamm, wuchs in Westtünnen auf und machte am Beisenkamp-Gymnasium in Hamm das Abitur. Er studierte Philosophie und Katholische Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach der 1989 durch den Bischof von Münster, Reinhard Lettmann, gespendeten Priesterweihe im St.-Paulus-Dom in Münster, war er Kaplan in St. Laurentius Coesfeld und Vikar in St. Johannes Billerbeck. 1997 wurde er Pfarrer und Rektor der Wallfahrt in St. Ida Lippetal-Herzfeld, die zu den ältesten Wallfahrten im Bistum Münster zählt. 2003 übernahm er zudem die Pfarrei Ss. Cornelius und Cyprianus in Lippborg. 2007 wurde Lohmann zum nichtresidierenden Domkapitular des Münsteraner Domkapitels ernannt, 2011 zum Wallfahrtsrektor und Pfarrer an der Marienbasilika im niederrheinischen Kevelaer und 2012 zum Dechanten des Dekanats Goch. Am 25. April 2017 wurde er von Papst Franziskus zum Titularbischof des untergegangenen Bistums Gor im heutigen Tunesien und zum Weihbischof in Münster ernannt. Die Bischofsweihe spendete ihm der Bischof von Münster, Felix Genn, am 8. Juli 2017 im St.-Paulus-Dom in Münster. Lohmann ist als Regionalbischof für die Region Niederrhein mit Sitz in Xanten zuständig. Sein Wahlspruch lautet: „Vos estis lux mundi“ („Ihr seid das Licht der Welt“, Mt 5,14 EU). In der Deutschen Bischofskonferenz gehört er der Pastoralkommission und der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen an. Rolf Lohmann, seit 2010 Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, engagiert sich als Mitglied im Deutschen Verein vom Heiligen Lande dort für zahlreiche Projekte.
Kontakt: Bischöfliches Büro, Kapitel 3, 46509 Xanten, Tel. 02801 / 986932-0, E-Mail: fischediek@bistum-muenster.de. Internet: www.bistum-muenster.de

Montag, 16.09.2019