20 Jahre Schutzengel-Aktion

von Dr. Christof M. Beckmann

Freitag, 23.08.2019

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Logo der missio-Aktion Schutzengel

Sklaverei ist verboten. Und doch gibt es sie. Abermillionenfach, so Papst Franziskus. Um wirksam zu helfen, startete das katholische Hilfswerk missio vor 20 Jahren die Aktion „Schutzengel“. Um Kinder auf den Philippinen vor Sextouristen zu schützen.

INFO: „Selbst wenn wir versuchen, sie zu ignorieren: die Sklaverei gehört nicht der Vergangenheit an“, erklärte Papst Franziskus im Frühjahr 2019. „Angesichts dieser tragischen Realität können wir uns nicht unschuldig die Hände waschen, wenn wir nicht Komplizen dieser Verbrechen gegen die Menschlichkeit sein wollen. Wir dürfen nicht ignorieren, dass es auch heute Sklaverei in der Welt gibt; so viel oder vielleicht sogar mehr als früher. Beten wir darum, dass alle, die dem Menschenhandel und der Zwangsprostitution zum Opfer gefallen sind, mit offenen Armen in unserer Gesellschaft aufgenommen werden“, so Papst Franziskus in seinem Video vom Februar 2019: Für Opfer des Menschenhandels. 2014 unterzeichnete er mit hochrangigen Vertretern anderer Religionen einen Aufruf, die „moderne Sklaverei weltweit bis 2020 und für alle Zeiten abzuschaffen“, den 8. Februar erklärte er zudem zum Internationalen Tag des Gebets und der Reflexion gegen Menschenhandel. Im selben Jahr schlossen sich katholische Organisationen in Deutschland zur „Arbeitsgruppe Menschenhandel“ zusammen, in der neben der Bischofskonferenz und dem Katholischen Büro in Berlin der Caritasverband, die Kommission Justitia et Pax, die Hilfsorganisationen Renovabis, Solwodi und In Via sowie das Fraueninformationszentrum Stuttgart vertreten sind.

Moderne Sklaverei: Auf dem Papier ist die Sklaverei in der ganzen Welt offiziell abgeschafft: „Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden“, heißt es in Artikel 4 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (Resolution 217 A (III) der Generalversammlung vom 10. Dezember 1948). Sklaverei und Sklavenhandel sind in allen ihren Formen verboten.“ Was 50 Jahre später den heutigen Gedenktag brachte (Internationaler Tag zur Erinnerung an den Sklavenhandel und seine Abschaffung), interessiert aber Menschenhändler von heute einen Dreck: Formen moderner Sklaverei sind Kinderarbeit, Zwangsprostitution, Rekrutierung von Kindersoldaten sowie die klassischen Formen der Leibeigenschaft und wirtschaftlichen Ausbeutung. Schätzungen der internationalen Arbeitsorganisation ILO von 2017 gingen weltweit von 40 Millionen Menschen Betroffenen aus, rund 25 Milliarden Euro wurden danach 2017 allein in Europa damit verdient. Für Deutschland wird die Zahl der Opfer von verschiedenen Formen der Unterwerfung oder Ausbeutung auf 167.000 geschätzt.

Neue Pastorale Orientierungen zum Menschenhandel: Die Katholische Kirche setzt sich dafür ein, dass das Thema nicht weiter verdrängt und heruntergespielt wird und fordert einen entschiedeneren Kampf gegen Menschenhandel, Formen von Ausbeutung und Sklaverei in aller Welt. Das unterstreicht ein neues Papier, das am 17. Januar 2019 durch das päpstliche „Dikasterium für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen – Abteilung für Migranten und Flüchtlinge“ in Rom vorgestellt und durch die Deutsche Bischofskonferenz am 11. Juli 2019 in deutsche Fassung veröffentlicht wurde. Die „Pastorale Orientierungen zum Menschenhandel“ analysieren Ursachen und Formen des Menschenhandels, bieten umfangreiche Informationen über Ausmaß und Ursachen des Menschenhandels, geben auf 52 Seiten konkrete Empfehlungen zur Bekämpfung der „modernen Sklaverei“ und zur Unterstützung der Opfer. Behandelt werden Fragen zu Angebot und Nachfrage, die Negierung des Themas, die Profite aus der Ausbeutung, die Verbindung zur Wirtschaft, Arbeitsbedingungen, Lieferketten und die Schleusung von Migranten. Die Handreichung richtet sich an Diözesen, Pfarrgemeinden, muttersprachliche Gemeinden und Ordensgemeinschaften, katholische Schulen, Universitäten und kirchliche Wohlfahrtsverbände.
Im Internet zum Download: Wortlaut des Papiers „Pastorale Orientierungen zum Menschenhandel“, weiterer Link: „Bekämpfung des Menschenhandels - Konvention des Europarates gegen Menschenhandel“. Weitere Informationen sind unter https://weltkirche.katholisch.de/Themen/Menschenhandel und https://migrants-refugees.va/trafficking-slavery/ verfügbar.

20 Jahre „Aktion Schutzengel“: Am 29. Juli 2019 äußerte sich Papst Franziskus besonders zur „Sklaverei der Prostitution“ und bezeichnete sie als „eine weltweite Krankheit“. Sein sehr persönlich gehaltener Text forderte: „Ein Mensch kann niemals verkauft werden“ und beklagte die „kriminellen und beschämenden“ Gewinne, die auf Kosten dieser Frauen gemacht würden. „Die Mentalität, nach der man eine Frau ausbeuten und wie eine Ware behandeln kann, die man benutzt und dann wegwirft, ist pathologisch. Es ist eine Krankheit der Menschheit, eine falsche Einstellung zur Gesellschaft. Diese armen Sklaven zu befreien ist ein Werk der Barmherzigkeit und eine Pflicht für alle Menschen guten Willens“, schreibt der Papst nach dem Bericht von VaticanNews – ein Thema, das vor 20 Jahren bereits durch das Bischöfliche Hilfswerk missio in Aachen aufgenommen wurde. Es deckte vor 20 Jahren einen Skandal auf, als es öffentlich ganz unverblümte Hinweise in Reiseführern für die 400.000 Männer anprangerte, die jährlich von deutschen Flughäfen auf die Philippinen fliegen. Empört waren auch missio-Projektpartner in Asien, die Opfer sexueller Gewalt helfen. Der Protest mit der damals gegründeten „Aktion Schutzengel“ gegen Kinderprostitution und Sextourismus fand ein großes Echo, vielen tausend betroffenen Mädchen konnte seitdem mit Spenden geholfen werden. Ein Kurzfilm berichtet über Meilensteine der Kampagne und Hilfsprojekte von Pater Shay Cullen in den Philippinen, Schwester Raphaela Händler in Tansania und Thérèse Mema im Kongo. Zu Wort kommt ebenso Bundesminister Gerd Müller, der den missio-Truck „Menschen auf der Flucht“ ins Rollen gebracht hat.

Ausgeweitet wurde die Hilfe inzwischen auch nach Afrika: Dort geht es missio um Aids-Waisen, um traumatisierte Bürgerkriegsopfer, um Maßnahmen gegen die Armut und Sklavenarbeit – so u.a. im Kongo, wo Rebellenführer vor allem die Minen mit Mineralien besetzen, die für die Produktion von Handys unabdingbar sind. Der illegale Abbau von Gold und Coltan finanziert den blutigen Krieg und ist verantwortlich für allgegenwärtige Gewalt und Flucht. Um die wertvollen Ressourcen zu sichern und zugleich zu helfen, hat missio eine Aktion gestartet, durch die bereits rund 100.000 Handys gesammelt und recycelt wurden. Noch rund 120 Millionen Handys sollen allein in deutschen Schubladen verstauben. Auf www.missio-hilft.de gibt’s Auskunft über Handy-Sammelstellen.

Kontakt zur Aktion Schutzengel: missio - Internationales Katholisches Missionswerk e.V., Goethestr. 43, D-52064 Aachen, Tel. 0241 / 7507-00, Fax 0241 / 7507-335. Jörg Nowak, stv. Abteilungsleiter Kommunikation & Presse, Tel. 0241 / 7507 – 216, E-Mail senden, Ansprechpartnerinnen: Dr. Eva-Maria Hertkens, Tel. 0241 / 75 07-444, E-Mail senden, Alexandra Götzenich, Tel. 0241 / 75 07-294, E-Mail senden. Spendenkonto missio Aachen, IBAN DE23 3706 0193 0000 1221 22, BIC GENODED1PAX. Mehr Informationen: Hilfe für sexuell misshandelte Frauen und Kinder

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