Der Krieg im Kinderzimmer

von Christof Beckmann / KNA

Dienstag, 02.09.2014

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Nicht nur der am 2. September im Kaiserreich gefeierte „Sedanstag” hatte seine Auswirkungen: Mit Pickelhelm zum Geburtstag und Kanonen unterm Weihnachtsbaum prägte die deutsche Spielzeugindustrie Generationen und machte sie kriegstauglich. …

INFO: Der 2. September war ab 1871 als Nationalfeiertag in Erinnerung an den deutschen Sieg über Frankreich mit martialischem Pomp gefeiert worden, bis er am 27. August 1919 abgeschafft wurde. Aber in den Kinderzimmern „ging der Krieg weiter“: Mit Beginn des Ersten Weltkriegs hatten sich die Schaufenster der Buchläden mit Massen von Kinderbüchern gefüllt. Titel wie „Das lustige Kriegsbilderbuch" oder „Wir spielen Weltkrieg" fanden reißenden Absatz.

Gezeigt werden sie derzeit im Bilderbuchmuseum Burg Wissem in Troisdorf, seit 1982 Europas einzigem Spezialmuseum für künstlerische Bilderbuchillustration, historische wie moderne Bilderbücher und Künstlerbücher. Die in Kooperation mit der Staatsbibliothek Berlin/Preußischer Kulturbesitz vom 3.8.-12.10.2014 präsentierte aktuelle Ausstellung „Das in Kinderbuch erklärt den Krieg“ greift eines der gegenwärtig zentralen Forschungsthemen der Kinder- und Jugendliteratur auf. Mit Kinderbuchforscher Friedrich C. Heller gemeinsam konzipiert, will die Schau die ideologische Kriegsvorbereitung durch das Kinderbuch deutlich machen, die das Denken ganzer Generationen beeinflusste. Die Ausstellung zeigt neben Kinder- und Jugendbüchern aus der Zeit von 1914 bis 1918 auch Vorläufer mit militaristischen Darstellungen seit 1870 sowie die Fortsetzung von Kriegsverherrlichung und Nationalismus in Büchern der Weimarer Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus. Dazu werden charakteristische Beispiele aus Deutschland und Österreich vorgestellt, ergänzt durch die europäische Dimension der Kriegspropaganda mit Büchern aus Großbritannien, Frankreich, Russland und Italien. Neben Büchern sind auch Bilderbogen, Originalillustrationen, Dokumente und Spiele zu sehen.

Anschrift: Burg Wissem, Bilderbuchmuseum der Stadt Troisdorf, Burgallee 1, 53840 Troisdorf, Tel. 02241 / 8841-421 oder 427, Fax: 02241 / 8841-865, Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag jeweils von 11-17 Uhr, Samstag, Sonntag, Feiertag 10:00 bis 18:00 Uhr, Montag geschlossen; E-Mail: Museum@troisdorf.de, Internet:http://www1.troisdorf.de/museum/

Dass auch die deutsche Spieleindustrie zu Beginn des Ersten Weltkrieges einen wahren Boom erlebte, erklärte uns Prof. Dr. Reiner Sörries, Leiter des Sepulkralmuseums in Kassel. Das 1992 gegründete Museum zeigt derzeit sie Ausstellung „Krieg ist kein Spiel! – Spiele zum Ersten Weltkrieg“. Vom 2.8.-19.10.2014 sind Spiele aus der Sammlung Dieter Mensenkamp (Detmold ) zu sehen. Der blutige Ernst auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges konnte im Familienkreis gefahrlos gespielt werden, Brett- und Kartenspiele schürten an der Heimatfront die Kriegsbegeisterung. Gezeigt werden Kinder-Bilderbücher, Laterna, Magica-Bildstreifen, Puzzles, Bastelbögen, Quartette, Baukästen, aber auch Spiele für Soldaten.

Anschrift: Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V., Stiftung Zentralinstitut und Museum für Sepulkralkultur, Weinbergstraße 25-27, 34117 Kassel, Tel. 0561 / 918 93-0, Fax 0561 / 918 93-10, E-Mail:info@sepulkralmuseum.de, Internet: http://www.sepulkralmuseum.de und http://www.friedhof-und-denkmal.de

Dienstag, 02.09.2014