Die Kirche und ihre Ketzer

von Jürgen Marx

Donnerstag, 09.10.2014

Ketzer
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Nicht nur Islamisten erklären anders Glaubenden den Kampf!

Eigentlich, ja eigentlich sollen Glaube und Religion ja etwas Gutes sein. Zum Frieden beitragen, das Miteinander fördern und dem Leben Sinn geben. Doch das funktioniert wohl nur mit einer gehörigen Portion Toleranz.

Toleranz, die auch den Andersgläubigen respektiert ist nötig. Das belegt das neue Themenheft aus der Reihe „Zeit-Geschichte“ unter dem Titel: „Die Kirche und ihre Ketzer. Im Namen Gottes: Der Kampf um den rechten Glauben vom Mittelalter bis heute“

Je schärfer die Linie zwischen dem rechten Glauben und der Häresie gezogen wird, desto brutaler wird der Feldzug gegen jene geführt, die auf der "falschen" Seite stehen. Die islamistischen Schlächter in Syrien und im Irak unterscheiden sich darin nicht von manchen Kreuzrittern und Inquisitoren, die im Mittelalter die Ketzerei bekämpften.

Am härtesten trifft der Dogmenterror stets die Angehörigen des eigenen Glaubens. Die islamistische Gewalt richtet sich vor allem gegen Muslime. Die Häretiker, welche die Kirche im Mittelalter verfolgte und bei lebendigem Leib verbrannte, waren zuallermeist Christen. Tausende Anhänger christlicher Armutsbewegungen bangten um ihr Leben, weil sie durch ihre Kritik die reiche Kirche gegen sich aufbrachten.

Die Autorinnen und Autoren dieses Heftes zeigen, welche geistlichen und weltlichen Mächte hinter dem Kampf für den rechten Glauben standen – in einer Welt, deren Gewissheiten sich aufzulösen begannen und deren eine Kirche alsbald in zwei zerfiel. "Eine Religion bedeutet Despotismus, zwei den Bürgerkrieg, aber mit dreißig Konfessionen kann man glücklich und in Frieden leben", schrieb der große Aufklärer Voltaire.

Donnerstag, 09.10.2014