Advent – Zeit des Warten

von Elvis Katticaren

Montag, 04.12.2023

Robert Kleine, Dom- und Stadtdechant von Köln, Collage: KIP
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Robert Kleine, Dom- und Stadtdechant von Köln, Collage: KIP

Seit gestern brennt sie, die erste Kerze am Adventskranz. Ein Highlight jagt das Nächste, bis alle vier Kerzen brennen und endlich Weihnachten ist. Aber ist das der Sinn der Adventszeit? Mehr mit Dom- und Stadtdechant Robert Kleine aus Köln.

INFO: Kürzer kann der Advent nicht sein. In diesem Jahr fallen wieder der vierte Advent und Heiligabend zusammen. Die vorweihnachtliche Zeit dauert ganze 22 Tage - im vergangenen Jahr waren es 28. Die Weihnachtsgeschenke liegen also bereits am vierten Adventssonntag unter dem Tannenbaum. Für den Handel, aber auch für alle, die nach Geschenken suchen, bedeutet das gefühlt mehr Zeitdruck. Auch Theater, Chöre und Musikensembles müssen sich auf weniger Aufführungstage und mehr Konkurrenzveranstaltungen einstellen. Grund dafür ist, dass Weihnachten zu den unbeweglichen Feiertagen im Kalender gehört. Heiligabend ist immer am 24. Dezember, der Wochentag kann dagegen variieren. Zugleich ist kirchlich festgelegt, dass die Vorbereitungszeit auf Weihnachten vier Sonntage umfassen muss. Der Advent hat also mindestens 22 und höchstens 28 Tage.

Advent: Mit dem ersten Advent begann das neue Kirchenjahr. Ursprünglich war die Adventszeit eine 40-tägige Fasten- und Bußzeit, die dem Fest der Geburt Jesu am 25. Dezember vorausging. Weil das genaue Datum der Geburt Jesu nicht überliefert ist, hatten sich die Kirchen in Rom und in Afrika bereits in frühchristlicher Zeit auf diesen Tag festgelegt. Umstritten ist, ob das zu diesem Zeitpunkt im römischen Kaiserkult wichtige Fest des „Sol invictus“ dafür ausschlaggebend war, das sich jedoch auf das astronomische Ereignis der Wintersonnenwende um den 21./22. Dezember bezog. Sie markiert den Wendepunkt zu den wieder länger werdenden Tagen und wurde nach Einführung des julianischen Kalenders am 25. Dezember gefeiert. Zwischen diesen Tagen liegt die Sommersonnenwende – das Datum für das Fest des Hl. Johannes des Täufers – der Vorläufer und Wegbereiter Jesu war nach dem Lukasevangelium sechs Monate älter als Jesus.

Papst Gregor der Große (590-604) beschränkte die Zeit des Advents auf die vier Sonntage vor Weihnachten. Im 11. Jahrhundert setzte Kaiser Konrad II. im „Straßburger Adventsstreit“ auf einer Synode im Kloster Limburg am 3. Dezember 1038 durch, dass der 4. Advent und der Heilige Abend auf einen Tag zusammenfallen dürfen – der Tag liegt ja noch vor dem offiziellen Festtag am 25. Dezember.

Der lateinische Begriff „Advent“ (griech. „epiphanias“) bezeichnete die Anwesenheit oder den Besuch eines Amtsträgers - insbesondere die Ankunft von Königen oder Kaisern, drückte aber auch die Ankunft der Gottheit im Tempel aus. Das von den Christen übernommene Wort steht damit für die Ankunft Gottes in der Welt durch die Geburt seines Sohnes Jesus Christus. Es ist zugleich eine Zeit der Erwartung der Wiederkunft Christi als Weltenrichter am Ende der Zeiten. Äußeres Zeichen für den früheren Bußcharakter der Adventwochen ist die violette Farbe in Messgewändern und Kirchenschmuck. Besondere liturgische Feiern in dieser Zeit sind Früh- und Spätschichten, aber auch sogenannte Rorate-Messen, die bei Kerzenlicht gefeiert werden. Ihr Name geht auf einen Gesang in der Liturgie zurück, der mit dem aus dem Buch des Propheten Jesaja (45,8) entnommenen Ruf „Rorate caeli desuper“ („Tauet, Himmel, von oben“) beginnt. Die vier Kerzen des zum jüngeren Brauchtum zählenden Adventskranzes symbolisieren das Kommen des „Lichtes der Welt“, immergrüne Zweige stehen für das ewige Leben. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts versüßt der Adventskalender mit 24 Türchen die Wartezeit bis Weihnachten.

Unser Gesprächspartner: Monsignore Robert Kleine, Kölner Stadt- und Domdechant, 1967 in Neuss geboren, seit 1993 Priester, 1997-2004 Domvikar und Schulseelsorger an der Domsingschule. 2004 Leiter der Abteilung Erwachsenenseelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat, Diözesanfrauen- und Diözesanmännerseelsorger sowie Präses des Diözesanverbandes der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Seit 2006 Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat, 2012 Vorsitzender des Bildungswerks der Erzdiözese Köln und Domdechant, seit dem 1. September 2012 Kölner Stadtdechant und Vorsitzender des Caritasrates. Kontakt: Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221 / 92 58 47-70, E-Mail: presse@katholisches.koeln.

Montag, 04.12.2023