BDKJ-Wahlaufruf: Für ein neues Europa

von Christof Beckmann

Dienstag, 14.05.2019

Foto: BDKJ-Webteam / Christian Schnaubelt
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Delegierte der katholischen Jugendverbände bei der BDKJ-Hauptversammlung 2019 am 5. Mai auf Burg Rothenfels, Foto: BDKJ-Webteam / Christian Schnaubelt

Für den größten Jugendverband in Deutschland ist die Sache völlig klar: Sie wollen vor und bei der Wahl zum Europäischen Parlament am 26. Mai 2019 ihren Beitrag leisten. Ihr frisch veröffentlichter Wahlaufruf spricht für sich. „Wir wählen proeuropäisch!“

INFO: „Für ein neues Europa“ - so lautet der Titel eines Beschlusses der BDKJ-Hauptversammlung 2019, der am 5. Mai 2019 auf Burg Rothenfels verabschiedet wurde. Darin forderten die katholischen Jugendverbände zur Wahl proeuropäischer Parteien auf und zu einer hohen Wahlbeteiligung. Der Beschluss lautet:

„In den Jugendverbänden des BDKJ sind wir junge Christ*innen und überzeugte Europäer*innen. Wir sind alle Kinder Gottes, er hat uns beauftragt, die Erde miteinander zu gestalten. Darum setzen wir uns in unserer täglichen Arbeit über nationale Grenzen in den Jugend- und Diözesanverbänden des BDKJ für das europäische Erfolgsmodell ein. Wir sind alle Kinder Gottes er hat uns beauftragt, die Erde miteinander zu gestalten. Darum setzen wir uns in unserer täglichen Arbeit in den Jugend- und Diözesanverbänden des BDKJ für das europäische Erfolgsmodell ein. In Projekten, Partnerschaften, Austauschprogrammen und vielem mehr wird Europa für uns greifbar. In der Gemeinschaft in Vielfalt sehen wir Europas Stärke und empfinden sie als große Bereicherung.
Bei der Wahl zum Europäischen Parlament am 26. Mai 2019 können und müssen wir einen Beitrag für unser Europa leisten. Wir müssen unsere Möglichkeiten zur Beteiligung wahr- und ernstnehmen. Dazu gehört für uns, zu wählen, aber auch darüber hinaus in Gesellschaft und Politik zu wirken. Wir müssen als mündige Europäerinnen mit unserer Stimme Europa stärken und uns nationalistisch Kräften mutig entgegenstellen. Die Wahl antieuropäisch und rechtspopulistisch agierender Parteien stellt für uns keine Option dar. Wir wählen proeuropäisch!
Mit unserer Beteiligung gestalten wir das Friedensprojekt Europa zukunftsfähig. Nutzen wir also diese Möglichkeit, erheben unsere Stimme und gestalten aktiv mit! Es ist unsere Aufgabe, Europa zu gestalten.

Wir stehen für ein soziales und gerechtes Europa ein!
Daher fordern wir:

·       eine gerechte und solidarische EU-Haushaltspolitik, die alle Bürgerinnen gleichermaßen an den Errungenschaften der europäischen Einigung teilhaben lässt,
·       eine soziale Grundsicherung und einen europäischen Mindestlohn, um gleichwertige Lebensverhältnisse für alle zu schaffen,
·       gleiche Chancen und Zugänge zu formaler und nonformaler Bildung,
·       wirksame Maßnahmen gegen Jugendarbeitslosigkeit und gegen prekäre Arbeitssituationen junger Menschen,
·       eine Antidiskriminierungs- und Gleichstellungspolitik, die wertschätzende Anerkennung und (kulturelle) Vielfalt fördert,
·       eine nachhaltige und generationengerechte Politik,
·       dass Europa seine Verantwortung in der Welt im Rahmen der Klimapolitik durch die Umsetzung des Pariser Abkommens wahrnimmt.

Wir stehen für ein offenes Europa ein!
Daher fordern wir:

·       offene Grenzen in Europa und die Ausweitung des Schengenraums,
·       ein Handeln, das nationalstaatliches Denken überwindet,
·       eine grundlegende Neuausrichtung der Asyl- und Grenzpolitik,
·       legale Möglichkeiten der Migration und die Bekämpfung von Fluchtursachen,
·       die Seenotrettung von Seiten der europäischen Staaten wieder aufzunehmen und als humanitäre Pflicht anzusehen sowie sie nicht zu kriminalisieren oder zu behindern.

Wir stehen für ein demokratischeres Europa ein!
Daher fordern wir:

·       eine stringente Umsetzung des Vertrages von Lissabon und eine stärkere Europäische Integration,
·       sich entschieden gegen rechte Parteien und antidemokratische Bewegungen zu stellen,
·       transparentere Gesetzgebungsverfahren und eine stärkere Transparenz aller EU-Institutionen und Entscheidungsprozesse,
·       eine Durchsetzung der allgemeinen Presse- und Meinungsfreiheit in allen Ländern der EU,
·       die Stärkung der Rechte des EU-Parlaments,
·       Instrumente politischer Teilhabe, wie die Europäische Bürger*inneninitiative oder Volksentscheide, zu fördern.

Wir stehen für ein junges und erlebbares Europa ein!
Daher fordern wir:

·       ein jugendgerechtes Europa durch die stringente Umsetzung der EU-Jugendgarantie sowie die konsequente Verfolgung der EU-Jugendstrategie zu gestalten,
·       eine gesetzliche Verankerung der Kinderrechte in den Mitgliedsstaaten,
·       eine europaweite Umsetzung der Wahlalterabsenkung,
·       die Förderung des interkulturellen Austauschs im schulischen und außerschulischen Bereich,
·       den finanziellen Ausbau von Förderprogrammen wie Erasmus+ und die Stärkung der zivilgesellschaftlichen Träger in der Weiterentwicklung und Umsetzung dieser,
·       junge Menschen als Expertinnen ihrer Lebenswelt ernst zu nehmen und entsprechende Partizipationsmöglichkeiten zu schaffen und zu fördern,
·       vorhandene Strukturen der Jugendbeteiligung auf europäischer Ebene (z.B. European Youth Forum) in Entscheidungsprozesse einzubeziehen.

In diesem Kontext fordern wir alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland, die noch nicht wählen dürfen, auf an der U18 Wahl teilzunehmen. Deren Ergebnisse werden immer mehr gehört und nehmen Einfluss auf die Politik. Sie sind die Wählerinnen von morgen. Alle stimmberechtigen Europäerinnen fordern wir auf, wählen zu gehen und sich darüber hinaus für ein vielfältiges, nachhaltiges und zukunftsweisendes Europa im Sinne der jungen Generation einzusetzen!“

Der BDKJ Bundesverband veröffentlichte am 05.05.2019 ein Video mit seinem Wahlaufruf.

Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ): Der BDKJ ist Dachverband von 17 katholischen Jugendverbänden und -organisationen mit rund 660.000 Mitgliedern. Im Bundesverband organisiert sind: Bund der St. Sebastianus Schützenjugend (BdSJ), Christliche Arbeiterjugend (CAJ), Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG), Jugendverbände der Gemeinschaft Christlichen Lebens (J-GCL), Katholische Junge Gemeinde (KjG), Katholische Landjugendbewegung (KLJB), Kolpingjugend, Katholische Studierende Jugend (KSJ), Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG), Quickborn Arbeitskreis, Unitas-Verband, mit beratender Stimme: Aktion West-Ost, Arbeitsgemeinschaft katholischer Studentenverbände (AGV), DJK-SportjugendInternationaler BauordenSchönstatt-Mannesjugend (SMJ). Sitz ist seit 1947 das 1908 als Sekretariat des Katholischen Jungmännerverbandes Deutschlands (KJMVD) gegründete Jugendhaus Düsseldorf. Es ist zugleich die Landesstelle des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend Nordrhein-Westfalen e.V. (BDKJ NRW e.V.), dem Zusammenschluss der fünf nordrhein-westfälischen BDKJ Diözesanverbände Aachen, Essen, Köln, Münster, und Paderborn sowie der Landesarbeitsgemeinschaft de  Mitgliedsverbände des BDKJ. Im BDKJ in NRW wirken rund 285.000 Kinder und Jugendliche mit.
Kontakt: BDKJ-Bundesstelle, Carl-Mosterts-Platz 1, 40477 Düsseldorf, Tel. 0211 / 4693–0, Fax 0211/46 93 – 120, Mail: infos@bdkj.de, Internet: www.bdkj.de; BDKJ NRW e.V., Landesstelle, Carl-Mosterts-Platz 1, 40477 Düsseldorf, Tel. 02 11 / 4 49 35-0, Fax 0211 / 4 49 35-23, E-Mail: info@bdkj-nrw.dewww.bdkj-nrw.de.

Gemeinsamer Wahlaufruf der Kirchen zur Wahl des Europäischen Parlaments 2019: In einem gemeinsamen Wahlaufruf wandten sich der Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am 6. Mai an die Öffentlichkeit. Der Wortlaut im Folgenden:

„Europa zur gemeinsamen Sache machen! - Aufruf der Kirchen zur Teilnahme an der Europawahl
Bei der 9. Direktwahl des Europäischen Parlaments am 26. Mai 2019 können die Bürgerinnen und Bürger über die zukünftige Gestalt des Friedensprojekts „Europäische Union“ (EU) mitbestimmen.
Die europäischen Werte und Prinzipien von der Achtung der Menschenwürde, über Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und der Wahrung der Menschenrechte korrespondieren mit unseren grundlegenden christlichen Werten und Überzeugungen. In dieser Tradition nehmen wir Kirchen unsere Verantwortung wahr, die Entwicklung Europas weiterhin konstruktiv zu begleiten. Unsere beiden Kirchen treten in ökumenischer Gemeinschaft für den europäischen Gedanken ein.
Im April 2019 haben wir, die Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der EKD, in unserem Gemeinsamen Wort zur Demokratie „Vertrauen in die Demokratie stärken“ das Vertrauen ins Zentrum unserer Überlegungen gerückt. Wir Kirchen bekennen uns darin ausdrücklich zur Mitverantwortung für unsere Demokratie als politische Lebensform der Freiheit und zur EU als einem erfolgreichen Modell für Multilateralismus. Gerade in diesem Sinne brauchen wir wieder mehr Vertrauen in den Prozess der europäischen Integration und den politischen Willen, die Europäische Union weiterzuentwickeln, um Frieden, soziale Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung zu stärken und den Menschen zur Freiheit und zu einem guten Leben zu verhelfen.
Die Einigung Europas ist ein Friedensprojekt, das nach zwei schrecklichen Weltkriegen mit vielen Millionen Opfern Hoffnung auf ein Zusammenleben der Völker im Geist wechselseitiger Kooperation und Verbundenheit verkörperte. Dieses Projekt hat nichts an Aktualität verloren – im Gegenteil. Wir rufen die politisch Verantwortlichen dazu auf, die Idee eines sozialen, nachhaltigen und demokratischen Europas wieder näher an die Menschen, gerade die junge Generation, zu bringen. Wir brauchen eine starke und geeinte EU, die sich auf das Vertrauen und die Zustimmung ihrer Bürgerinnen und Bürger stützen kann.
Die diesjährige Europawahl ist eine Richtungswahl: Wollen wir ein demokratisches, wertebasiertes und weltoffenes oder ein nationalistisches, autoritäres und undemokratisches Europa? Wir sind der Überzeugung, dass ein Weg, der mit hetzerischen Parolen gepflastert oder mit Mauern des Nationalismus abgeschottet ist, in die falsche Richtung führt. Stattdessen bietet allein ein geeintes Europa Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit, von Globalisierung und Digitalisierung über Migration und Klimawandel bis hin zu Freiheit und Sicherheit.
Jeder Form von Extremismus und übersteigertem Nationalgefühl treten wir daher entschieden entgegen und setzen uns auch in unseren ökumenischen Kontakten für den europäischen Zusammenhalt ein.
In diesem Sinne fordern wir Sie auf: Machen Sie Europa und die Zukunft der Europäischen Union zu Ihrer und zu unserer gemeinsamen Sache! Gehen Sie am 26. Mai 2019 wählen!

Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm,
Kardinal Reinhard Marx

Wahlaufrufe zur Europawahl: Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat eine Internetseite zur Europawahl freigeschaltet, die zahlreiche Dokumente, Stellungnahmen, Kampagnen und Dossiers zum Thema Europa versammelt. Damit wirbt das höchste Gremium der katholischen Laien in Deutschland für die Teilnahme an der Wahl am 26. Mai. Europa sei ein kulturelles, soziales und politisches Projekt, zu dem Bürger, Politiker und Christen ganz unterschiedliche Erfahrungen und Talente beitragen, jedoch sei es gefährdet durch kurzsichtigen Nationalismus und Populismus, der die Errungenschaften der Europäischen Union bedroht. Zur Website: https://www.europa-stimmt.eu/

 

Dienstag, 14.05.2019