Nach Hause kommen – Der verlorene Sohn

Sie kommen unerwartet - beim Hören alter Lieblingslieder oder beim Duft aus der Kindheit: Flashbacks, also besonders intensive Formen der Erinnerungen. Bettina Förster hat erfahren, dass solche Erinnerungen auch in der Gegenwart noch von Bedeutung sind

Neulich im Urlaub habe ich mein Lieblingsbild in einer Wohnung gesehen:

Ein alter Mann umschließt die Schultern seines Sohnes, der vor ihm kniet. Das Bild beschreibt eine Szene aus der Bibel. In der Geschichte verlässt ein reicher Sohn seinen Vater und will von ihm das Erbe haben. Mit dem vielen Geld zieht er in die Welt, aber er verliert ganz schnell alles und es geht ihm sehr schlecht. Da geht er wieder zurück zu seinem Vater. Er hat Angst, dass der ihn gar nicht mehr aufnehmen wird. Aber: der Vater begrüßt ihn liebevoll!

Und genau diese Begrüßungsszene sieht man in dem Bild vom berühmten Künstler Rembrandt. Mich berührt das Bild. Und es erinnert mich an ein Erlebnis aus meiner Kindheit: Die Geschichte vom verlorenen Sohn habe ich früher mal in einer Kindertheatergruppe gespielt. Ich spielte pantomimisch den Sohn, dem es ganz schlecht geht und der nach Hause kommt. Eigentlich sollte der Vater rechtzeitig aus der Kulisse kommen und mich voller Freude begrüßen. Ich – in der Rolle des Sohnes – ging ganz zerknirscht durch den Zuschauerraum auf die Bühne zu.  Aber:  der Vater kam nicht! Die Schauspielerin, die den Vater spielte, hatte ihren Einsatz verpasst. Ich kam also auf die Bühne und wusste nicht was ich machen sollte.

Die ganze Szene kam mir wie eine Ewigkeit vor. Dann endlich: Die Türen der Hauskulisse sprangen auf und da stand der Vater mit schief hängendem Bart im Gesicht und umarmte mich innig.

Ich war so froh und so erleichtert!

Wenn ich heute an diese Geschichte vom verlorenen Sohn denke, dann erinnere ich mich an diese und an eine Zusage von Gott, die in der Bibel steht: Ich habe euch lieb!