Palmsonntag aus Kindermund

von Christof Beckmann

Freitag, 31.03.2023

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Palmbusch zur Palmsonntags-Prozession, Foto: pixabay

Jetzt schon mal für das Wochenende vorsorgen: Buxbaum ist oft schwer zu kriegen. Kinder wissen genau, was am Wochenende damit gemacht wird …

INFO: Seit langem steht der immergrüne Buchsbaum im Christentum als Symbol für das ewige Leben – doch rückt ihm der in China beheimatete Buchsbaumzünsler immer mehr auf die Pelle: Seit 2006 verbreitet er sich rasant in Mitteleuropa und wandert immer weiter nach Norden. Der weiße Falter mit dunklem Saum stellt nun nicht nur Gartenliebhaber, sondern auch Kirchgänger vor ein Problem: Für die zu Beginn der Palmsonntagsliturgie gesegneten Palmzweige sind langsam Alternativen gefragt.

Der Buchsbaumzünsler (lat. Cydalima perspectalis) kann Buchsbäume völlig zerstören: Die Weibchen des nur knapp neun Tage lebenden nachtaktiven Falters legen je bis zu 150 blassgelbe Eier an der Unterseite der äußeren Blätter des Buchsbaums ab. Bevorzugte Sorten sind der „Gemeine Buchsbaum” (Buxus sempervirens) und der eher seltenere bei uns beheimatete „Kleinblättrige Buchsbaum” (Buxus microphylla). Die nach ca. 3 Tagen aus den Eiern schlüpfenden und rund fünf Zentimeter großen grünen und schwarzgepunkteten Raupen fressen sowohl die Blätter als auch die Rinde. Dabei sterben alle Pflanzenteile über der Fraßstelle ab, oft werden die Pflanzen von den Raupen ganz eingesponnen, die sich hinter der klebrigen Hülle gegen Kälte und Angreifer schützen. Wenn die Temperatur dauerhaft über 7°C liegt, entstehen so von Frühjahr bis Spätsommer bis zu vier Buchsbaumzünslergenerationen. Bei Temperaturen über 20°C beschleunigt sich die Entwicklung der Raupen. Die schnelle Verbreitung ist für die Bekämpfung ein großes Problem. Ein einmal befallender Buchs kann sich wieder erholen, doch bei wiederholtem Befall wird sein Überleben immer unwahrscheinlicher.

Also muss man etwas tun: An kleinen Buchsbäumen kann es bereits helfen, wenn die Raupen abgesammelt werden. Bei größeren Pflanzen bleibt nur der Einsatz von Spritzmitteln. Üblicherweise werden die Buchsbaumzünslerraupen in ihren Anfangsstadien mit Insektiziden (Thiacloprid und Acetamiprid) bekämpft. Das Umweltbundesamt empfiehlt biologische Mittel auf Basis des Bakteriums Bacillus thuringiensis und Azadirachtin. Auch Algenkalk gilt als vielversprechendes Mittel zur Vermeidung und Eindämmung eines Befalls. Auch ein Rückschnitt kann nach einem Befall vor der völligen Zerstörung bewahren. Und Vögel haben den Buchsbaum-Schädling inzwischen auch entdeckt.

Als Alternative für Buchsbaum bei der Herstellung von Palmzweigen, die mit bunten Bändern oder ausgeblasenen Eiern geschmückt werden, gibt es aber einige Möglichkeiten: Die Heckenkirsche (Lonicera nitida) aus der Familie der Geißblattgewächse, den niedrig und dicht wachsende Zwergliguster (Ligustrum vulgare Lodense), Wacholder, Thuja, Eibe oder Stechpalme, Seidelbast- und Haselruten oder Weidenzweige.

Palmsonntag und die Karwoche: Eine Woche vor Ostern feiert die Kirche den Einzug Jesu Christi nach Jerusalem, wo er seinem Leiden, Tod und seiner Auferstehung entgegenging, woran im Lauf der nun beginnenden Woche (Große Woche/Heilige Woche/Karwoche) gedacht wird. Seinen Namen hat dieser letzte Sonntag der Fastenzeit von den Palmen, mit denen die Gläubigen – ähnlich wie die Menschen damals in Jerusalem – Christus in einer gottesdienstlichen Prozession als Retter begrüßen. Am Palmsonntag beginnt eine Woche vor Ostern die „Karwoche“ (Große Woche/Heilige Woche/Karwoche). Das Wort „Kar” stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet „Trauer”, „Klage” oder „Kummer”. Der Palmsonntag vollzieht den in allen vier Evangelien beschriebenen triumphalen Einzug Jesu Christi nach Jerusalem nach. An sein dortiges Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung wird im Lauf der nun beginnenden Woche erinnert. Der Evangelist Matthäus schreibt über den Ritt Jesu auf einem Esel vom Ölberg hinunter in die Stadt: „Viele Menschen breiteten auf dem Weg ihre Kleider aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf die Straße.” (Mk 11, 1-11) Seit dem 4./5. Jahrhundert werden die biblischen Berichte über Leiden, Tod und Auferstehung Jesu immer mehr chronologisch nachvollzogen. Seit dem Beginn des 7. Jahrhunderts setzte sich in Spanien, Gallien und im deutschen Sprachraum seit dem 8. Jahrhundert der Brauch durch, das Einzugsgeschehen dramaturgisch-liturgisch nachzuahmen. Statt Palmen oder Ölbaumzweige führten die Gläubigen andere grüne Zweige mit. Im 11./12. Jahrhundert war die Palmsonntags-Prozession in vielen Teilen des Abendlandes Tradition. Im Mittelalter ritt ein Christus-Darsteller auf einem hölzernen Esel (Palmesel) in der Prozession mit. Die heutige Palmsonntagsliturgie am Eingang der Karwoche beginnt mit der Palmweihe außerhalb der Kirche: Im Wortgottesdienst der heiligen Messe wird dort erstmals der Bericht vom Leiden und Sterben Jesu („Passion”) gelesen. Es ist Brauch, die Palm-, Oliven- oder Buchsbaumzweige zuhause als segenbringende Zeichen am Kreuz zu befestigen.

Freitag, 31.03.2023