Sommersonne: Im Gewand geht’s

von Christof Beckmann

Donnerstag, 11.07.2019

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Seit dem Mönchvater Benedikt – heute auf dem Kalender – kommen sie klar mit ihren langen Gewändern, Habit genannt: Eine Umfrage in Klöstern bringt es an den Tag. Natürlich interessiert die Ordensleute wie alle anderen auch: bleibt es so heiß? ...

INFO: Seit dem Mönchsvater Benedikt – heute auf dem Kalender – kommen sie klar mit ihren langen Gewändern, Habit genannt – aber auch bei diesem Wetter? Nach Angaben der Deutschen Ordensobernkonferenz gibt es in Deutschland aktuell unter den Männerorden und -kongregationen 104 selbständige Ordensprovinzen, Abteien und Priorate von 60 verschiedenen Ordensgemeinschaften mit 3.668 Ordensmännern in 400 klösterlichen Niederlassungen. Vielfach größer ist die Zahl der Gemeinschaften, Niederlassungen und Mitglieder bei den Frauenorden: Es gibt 308 Generalate, Provinzialate, Abteien und selbständige Einzelklöster mit rund 14.257 Ordensfrauen, die in 1.226 klösterlichen Niederlassungen leben. Die größten Gruppen bilden die benediktinisch, franziskanisch und vinzentinisch geprägten Ordensgemeinschaften. Und die insgesamt rund 18.000 Ordensleute unterscheiden sich auch hinsichtlich ihrer Ordenstracht, zu der Benedikt von Nursia in seiner Grundregel im 55. Kapitel nur diese Angaben macht:

Caput LV: De Vestimentis et calceamentis Fratrum (Kleidung und Schuhe der Brüder)

„1. Die Kleidung, welche die Brüder erhalten, soll der Lage und dem Klima ihres Wohnortes entsprechen; 2. denn in kalten Gegenden braucht man mehr, in warmen weniger. 3. Darauf zu achten ist Aufgabe des Abtes. 4. Unserer Meinung nach genügen in Gegenden mit gemäßigtem Klima für jeden Mönch Kukulle und Tunika, 5. die Kukulle im Winter wollig, im Sommer leicht oder abgetragen, 6. für die Arbeit ein Überwurf und als Fußbekleidung Socken und Schuhe. 7. Über Farbe oder groben Stoff dieser Kleidungsstücke sollen sich die Mönche nicht beschweren; man nehme alles so, wie es sich in der Gegend, wo sie wohnen, findet, oder was man billiger kaufen kann. 8. Der Abt sorge aber für das rechte Maß, dass die Kleider nicht zu kurz sind, sondern denen, die sie tragen, passen. 9. Bekommen sie etwas Neues, geben sie das Alte immer gleich ab; es wird in der Kleiderkammer für die Armen aufbewahrt. 10. Für einen Mönch genügen zwei Tuniken und zwei Kukullen; so kann er zur Nacht und zum Waschen die Kleider wechseln. 11. Was darüber hinausgeht, ist überflüssig und muss entfernt werden. 12. Ebenso gibt man die Socken und alles Abgetragene ab, wenn man Neues bekommt. 13. Wer auf Reisen geschickt wird, erhält Hosen aus der Kleiderkammer; nach der Rückkehr gibt er sie gewaschen wieder ab. 14. Kukulle und Tunika, die er für die Reise aus der Kleiderkammer erhält und nach der Rückkehr zurückzugeben hat, seien ein wenig besser, als man sie für gewöhnlich trägt.“...

Die ganze Benediktregel zum Download

Benedikt von Nursia: 480 in der Nähe von Nursia/Umbrien geboren, begann Benedikt in Rom ein Studium, zog der weltlichen Karriere jedoch ein kontemplatives Leben in einer asketischen Gemeinschaft in Enfide vor. „Ora et labora - Bete und arbeite“ wurde das Motto seiner Ordensregel. Für die Gruppe, die sich ihm anschloss, entwickelte ein Konzept von Zucht und Maß: zölibatäres Leben, einfache Ernährung, feste Zeiten für Schlaf, Gebet, Lesung und Arbeit. Das Modell des monastischen Lebens für Benedikt war die Familie mit dem Abt als Vater und den Mönchen als Brüdern. Nach der Gründung von zwölf Klöstern in Subiaco im Aniotal, führte er 529 eine Gemeinschaft auf dem Montecassino in der Nähe von Neapel, wo er am 21. März 547 starb.
Benedikt wurde berühmt durch seine Ordensregeln, auf deren Grundlage sich zunächst ein Mönchsorden, die Benediktiner, und ein Nonnenorden gründete. Wie Benedikt wurde auch seine Zwillingsschwester Scholastica heiliggesprochen. Von Papst Pius XII. wurde Benedikt zum „Vater Europas“ erklärt, von Paul VI. 1964 zum „Schutzpatron Europas“. Von ihm selbst stammt der Satz: „Keiner soll nach dem eigenen Nutzen streben, vielmehr soll jeder auf das bedacht sein, was für den andern gut ist.“ (Aus der Regel des hl. Benedikt)
Heute gibt es rund 60 benediktinische Männer- und Frauenklöstern in Deutschland; weltweit sind es über 1.000 mit etwa 13.000 Mönchen und 11.000 Nonnen. Sie widmen sich in festen Gebetszeiten dem täglichen Lob- und Bittgebet, Schriftlesung, Meditation und Gebet des Einzelnen. Mehr: www.benediktiner.de.

Unsere Gesprächspartner: P. Prior Bruno Robeck OCist ist Prior des Zisterzienserkonvents Langwaden e.V., in Grevenbroich, dessen Kloster auf ein um 1145 gegründetes Prämonstratenserinnenkloster zurückgeht. In seiner heutigen Form 1693 im Barockstil neu gebaut, wurde es 1802 in der Säkularisation aufgehoben und mit allen Ländereien an einen französischen Diplomaten verkauft. Er ließ 1830 die Klosterkapelle abbrechen und das Kloster zu einer Schlossanlage umgestalten. 1913 wurde das Areal durch die Grafen von Nesselrode erworben, ab 1939 als NS-Arbeitslager missbraucht und nach dem Krieg als Notunterkunft für Flüchtlinge. 1962 vom Orden der Zisterzienser gepachtet, kamen 1964 die ersten Mönche aus dem Kloster Ossegg in Nordböhmen. Als derzeit einziges monastisches Männerkloster im Erzbistum Köln will das selbstständige Priorat im Zisterzienserorden ein Ort des kulturellen Lebens und der spirituellen Ausstrahlung für die Menschen der Region sein. Die Gemeinschaft bewirtschaftet einen Klostergarten, eine Druckerei und Buchbinderei, verfügt über Gästezimmer und eine Gastronomie. Die Klosterschänke bietet neben dem täglich wechselnden preiswerten Mittagsgericht auch festliche Dinner, Weihnachtsfeiern oder einen „Klosterschmaus“. In der Wohnstätte St. Bernhard und im Altenheim St. Andreas wohnen alleinstehende und wohnungslose Männer.
Die Gebetszeiten: 6:00: Laudes, 6:30: Laudes an Sonntagen, 7:50: Terz - hl. Messe, 10:20: Terz- hl. Messe an Sonntagen, 12:10: Mittagshore, 17:30: Vesper, 19:00: Komplet – Vigilien, 19:15: Komplet - Vigilien am Sonntag

Der Zisterzienserorden mit heute rd. 2.800 Mitgliedern weltweit entstand durch Reformen im Benediktinerorden. Sie führen in der Tradition der Gründer des 1098 gegründeten Neuklosters in Cîteaux ein Leben des Gebets, der Lesung und der Arbeit. Für ihren Aufstieg sorgte vor allem der heilige Bernhard von Clairvaux, der mit 30 Gefährten 1112 dem strengen Reformkloster von Cîteaux beitrat und mit 25 Jahren zum Abt zur Neugründung des Klosters Clairvaux gewählt wurde, das bald 700 Mönche zählte. Bis zu Bernhards Tod 1153 wurden allein von Clairvaux aus 67 Klöster in ganz Europa gegründet. Um 1300 war der Orden in allen wichtigen Ländern Europas vertreten und zählte ca. 700 Niederlassungen, auf dem Gebiet des späteren Deutschlands entstanden insgesamt 91 Männerklöster. Das erste deutsche Zisterzienserkloster war das 1123 gegründete Kloster Kamp (Kamp-Lintfort). Zwischen 1200 und 1250 entstanden auch ca. 160 Frauenklöster des Ordens im deutschen Sprachraum. Mehr: http://www.ocist.org/.
Kontakt: Zisterzienserkonvent Langwaden e.V., Kloster Langwaden 1, 41516 Grevenbroich, Tel. Pforte 02182 / 8802–0, Fax 02182 / 8802–12, E-Mail: pforte@klosterlangwaden.de, P. Prior Bruno Robeck OCist, Tel. 02182 / 8802–51 (Sekretariat / Verwaltung), Fax 02182 / 8802–22 (Prior), E-Mail: prior.bruno@klosterlangwaden.de, Internet: http://www.zisterzienser-langwaden.de, http://www.klosterlangwaden.de/.

Interesse an Klosteraufenthalten steigt weiterhin: Laut Pressemitteilung der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) vom 6. Mai 2019 ist das Interesse an Kloster-Gastaufenthalten ungebrochen. Nach einer Umfrage ist zwar die Zahl der Klöster, die solche Aufenthalte anbieten, in den vergangenen fünf Jahren um rund 11 Prozent gesunken, die Zahl der Gäste pro Kloster im gleichen Zeitraum jedoch um durchschnittlich 20 Prozent gestiegen. 2018 nahmen allein 74 Klöster etwa 230.000 Gäste auf. Von weiteren 130 Klöstern, die ebenfalls Gastaufenthalte anbieten, lagen keine Daten vor. Besonderes Interesse besteht auch an Kursangeboten, die in und von Klöstern angeboten werden, auch gibt es eine bemerkenswerte Zahl von fast 28.000 Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die zu Gast waren. Die konfessionelle Zugehörigkeit spielte bei den Befragten nur bedingt eine Rolle.
Angesichts des großen Interesses hat die Deutsche Ordensobernkonferenz die Broschüre „Atem holen“ neu aufgelegt. Sie verzeichnet mehr als 200 Adressen klösterlichen Niederlassungen in Deutschland mit allen Angaben, jeweils nach Postleitzahlen-Gebieten zusammengestellt. Die Broschüre „Atem holen“ ist kostenlos und kann unter folgender Adresse bestellt werden: Deutsche Ordensobernkonferenz, Wittelsbacherring 9, 53115 Bonn. Neben der Broschüre bietet die Deutsche Ordensobernkonferenz auf ihrer Internetseite unter https://www.orden.de/ordensleben/atem-holen/ eine Online-Suche nach Klöstern an, die Gastaufenthalte in ihrem Haus ermöglichen.

Donnerstag, 11.07.2019